Die eigene Geschichte

 

„Jemand, der auf dem Weg der Selbstverwirklichung fortgeschritten ist, versteht sich stets als transzendental zu seinem materiellen Körper, obwohl er in ihm drin lebt. Es ist genauso wie jemand, der aus dem Schlaf erwacht und sich nun nicht mehr mit dem Körper, den er im Traum angenommen hatte, identifiziert. Wenn sich jemand mit dem physischen oder feinstofflichen Körper identifiziert, gleicht er einer Person, welche sich für die imaginäre Rolle hält, die man in Träumen durchgespielt bekommt.“ (Bhagavatam 11.11.8)

 

Dieser Traum wird einem von Paramatma ermöglicht. Er stellt das Wunder der Identifikation dar. Die gesamte Periphere Welt mit ihren Bewegungen erhält erst durch das Wirken Gottes scheinbaren Substanzgehalt. Wenn sich die Seele Ihm wieder zuzuwenden beginnt, zerfällt die gesamte Szenerie der äusseren Welt, weswegen ein grosses Mass an Weltbefremdetheit natürlicherweise in jeder Seele auftaucht, die den inneren Weg begeht.  

 

Die eigene Geschichte verarbeitet eine rekonstruierte Vergangenheit, eine durch Wahrnehmung gefärbte Gegenwart und eine erhoffte Zukunft in einen geglaubten Mythos.

Wir sind gleichzeitig der Autor dieser Geschichte als auch gleichzeitig ihr Hauptdarsteller.

Je mehr man an die eigene Geschichte glaubt, desto mehr wird man ihr Gefangener.

Ohne sie zu hinterfragen wird sie internalisiert und man wird zu ihr. Man hat die Mauern seiner eigenen Beschränkung errichtet.

Wir tragen diese Geschichte überall hin, wo wir hingehen, und durch sie entfaltet sich unser Leben.

Wenn es einem mit dem Erwachen ernst ist, dann ist es unbedingt erforderlich, sich früher oder später mit der Tatsache auszusöhnen, dass die eigene persönliche Geschichte – all das, was man durchschritten und erlebt hat, angenehm und unangenehm, all das, was einem zu dem macht, wofür man sich um Augenblick hält – im Angesicht der Wahrheit völlig bedeutungs- und substanzlos ist.

Diese Erkenntnis ist nicht das Resultat einer Negierung des Unangenehmem, sondern nur die Gnade der Wahrheit. Paramatma schiebt den für die Seele unnötigen Identifikations-Schleier wieder weg.