Unzerstörbares Glück

 

 

Eigentlich fühlt man sich oft unerfüllt und unglücklich ist, aber dies ist in der Gesellschaft nicht ein anerkannter Zustand. So wird das Unglück verdrängt und man landet in einer Spass-Gesellschaft, in der man Vergnügen hat, Lust lebt, aber keine Freude erlebt  - und dies, obwohl man in der Fülle der Dinge leben mag.

Erich Fromm spricht davon, dass man die Maske des Glücklichseins aufrechterhalten muss, um auf dem Markt des Lebens nicht an Wert einzubüssen. Aber nur ganz wenig hinter der Maske findet man Unruhe, Gereiztheit, schwankende Gemütszustände.

 

Unerfülltheit in der Fülle der Dinge ist geblieben. Man hat Vergnügen und Lust, aber keine Freude.

 

Im Bemühen nach Bedürfnisbefriedigung existiert nicht Zufriedenheit, sondern es generiert nur neue Bedürfnisse. Neue Waren führen zu neuen Bedürfnissen.

Wenn man selbstentfremdet lebt (ausserhalb der Seele), zwängen sich wesensfremde Bedürfnisse ständig auf und erzeugen den Nimbus von Glück. Aber genau darin betoniert man die Selbstentfremdung.

Erwerben, Besitzen, Erweitern…. Das sind eigentlich ausgediente Paradigmen. Die Seele sehnt sich nach Abbauen, Abgeben, Loslassen und sich zu verneigen in Freiheit. Nach der Freude der bedingungslosen Hingabe zu Radha und Krishna.

Es gibt ein Erlebnis-Glück, welches man manchmal hat und manchmal auch nicht verfügbar ist.

Die tiefere Form von Glück kennt nicht einmal ein Wieso. Es ist ein unbedingtes Glück, welches nicht von Bedingungen abhängt. Dieses Glück kennt keinen Anfang und kein Ende. In den Phasen, wo es einem in seiner Biografie nicht gut läuft, bleibt dieser Grundstock von unzerstörbarem Glück erhalten. Es bleibt inmitten der Traurigkeit und des Kummers und relativiert selbst die Momente der überschwänglichen äusseren Freude.

Man muss nicht einmal gegen diese vorbeiziehenden Erfahrungen an der Oberfläche des Lebens angehen, sondern sie einfach durchziehen lassen. Die Verankerung in der Tiefe dieses Glückes schenkt einem den Standpunkt, von welchem aus man diese Wolken klar als solche zu erkennen vermag. Man will diese Wolken dann auch nicht verdrängen, denn dies wäre ein Symptom des Unglaubens an dieses tiefe Glück: man glaubt, dass diese Emotionen dem Grundglück den Boden entziehen könnte.

Wenn das Bewusstsein der Seele nicht mehr besetzt ist, das Angenehme für sich selber zu arrangieren und das Unangenehme abzuwehren – denn diese beiden waren ja nur Standpunkte des identifizierten Ichs – erlebt man diese tiefere Freude als erstes Symptom der Verankerung in der Seele. Es ist eine feine Fröhlichkeit, die mit Leichtigkeit des Herzens einhergeht. Sie ist beglückender als das Erhalten dessen, was sich die Identifikationsrolle gewünscht hatte.

Man begegnet diesem inneren Zustand zuerst einmal skeptisch, denn die Tiefe ist zu Beginn jedem unheimlich. In dieser endlosen vibrierenden, lebendigen und liebenden Weite allen Seins verliert das kleine Selbst die Bezugspunkte. Und davor fürchtet es sich.

 

Dieser stabile Glückszustand entsteht durch das Übergeben seiner Selbst und all dessen, was man erlebt, in Gottes Hände.

Darin liegt ein tieferes Glück, das mit dem flüchtigen Glück, das kurz auftaucht und wieder verschwindet, nichts gemein hat.

Es ist ein Glück, das nicht mit dem Wohlgefühl verwechselt werden kann. Viele zelebrieren das kleine private Wohlfühlglück. Im eng abgesteckten Garten des eigenen Ich existiert aber nur Unerfülltheit. Erst wenn die Vereinzelung aufgehoben wird und die Verbundenheit mit allem, was aus Gott strömt, entsteht, ist tieferes Glück effektiv erfahrbar.

Glück ist die innere Grundhaltung, die nicht vom Spass und Schmerzen beeinflusst wird, welche unweigerlich und ohne unser Zutun in dieser Inkarnation an der Oberfläche des Lebens auftauchen. Es ist abgekoppelt, von dem, was uns widerfährt. Freude ist unabhängig von dem, was uns glückt oder missglückt.

 

Man jagt dem Glück nach – dieses Glück ist immer leer und selbst wenn man es erlangen sollte, ist es immer wieder schal. Die Vorstellung, die ich mir davon ausmalte, ist nie vergleichbar mit dem, was man dann in den Händen hält. Es genügt nie. Vielleicht erfüllt es einen Augenblick lang, wird dann aber wieder entzogen und man ist noch unglücklicher als zuvor.

Unverlierbare Freude hängt nicht mehr ab von den Schwankungen von Wohlbefinden und Unwohlsein. Sie hat ihre Wurzel in der Beziehung zu Sri Krishna.

 

 Ich selber als Seele bestehe aus unzerstörbarer Glückseligkeit. Deshalb spricht Krishna in der Gita (3.17) davon, dass derjenige, der Freude im eigenen Selbst erfährt, befreit ist von den Kompensationshandlungen an der Oberfläche.

 

Da besteht ein unverlierbares Glück, welches inhärent hier ist und wofür nicht gejagt werden muss.