Was ist der Unterschied zwischen Schwarm-Intelligenz und dem Herden-Trieb?

Gleichschaltung und heilige Gemeinschaft sind nicht das Gleiche, obwohl sie sich äusserlich so gleichen. 

Die Gleichgerichtetheit der Masse kreiert eine bedenkliche Kraft, die sich als Selbstbestätigung verbreiten und ausdehnen möchte. Alle Bewegungen der Gleichgerichtetheit, auch Religionen, haben eine Tendenz zur Übergriffigkeit des Individuums. Man nennt das dann auch «Mission». Eine Herde ist nichts anderes als gleichgeschaltete Masse.

Sangha, Schwarmintelligenz, ist nicht die Macht der Masse. Sie funktioniert nur mit Individuen, die sich des Zurückgeworfenwerdens auf das Allein-Sein nicht fürchten und sich so wirklich bereichern dürfen. Es ist nicht mehr die primitive Verschmelzung mit einer Masse, um sich mächtig, das heisst auch bestätigt, zu fühlen. Heilige Sangha, erlaubt die Besinnung auf sich selbst. Dann braucht es nicht mehr Systeme der Abgrenzung zu anderen hin, denn Individualität fühlt sich nicht gesicherter in einer Masse, sondern nur bereichert in der Vielfalt. Ganz bei sich zu sein schenkt erst eine Verbundenheit, die nicht mehr auf Bedürftigkeit gründet. Allein-Sein in Gemeinschaft fordert erst einmal die Abtrennung aller Orientierung im Aussen. Dieser Rückzug von der ganzen Welt führt genau zu einer Verbindung mit ihr, die man im bedürftigen und sich auffüllen-wollenden Begehren niemals zu finden vermochte. Das tönt, wenn man das so liest, erst einmal wie ein Koan, aber es ist die tatsächliche Erfahrung von Menschen, die den Weg begehen. Dieses Paradoxon der Vereinigung von dem, wovon man sich zurückzieht – dies ist Alleinsein in Gemeinschaft. Da beginnt Sangha. 

Im Bhagavatam (11.8.42) wird das auf eindrückliche Weise geschildert:

 

«Wenn das Lebewesen sieht, dass das gesamte Universum von der Schlange der Zeit ergriffen wurde (die Vergänglichkeit wirklich umarmt hatte), wird es nüchtern und vernünftig und löst sich zu diesem Zeitpunkt von aller materiellen Befriedigungen (Auffüllungen von Aussen). In diesem Zustand ist das Lebewesen qualifiziert, sein eigener Beschützer zu sein (es wird sein eigener Guru).» Dies ist nämlich der Punkt, wo erst das Mysterium von Sangha entstehen darf. Die Membran ist offen für Anreicherung.

 

Es ist eine Stimmung, wo man sich nicht bedroht fühlt durch divergierende Anschauungen.  

 

Die Scharm-Intelligenz erkennt, dass in diesem freien und untereinander erwartungslosen Zusammensein eine höhere Absicht durchscheinen darf. Radha-Krishnas Einladung. 

«Wenn zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, weile ich mitten unter ihnen.»

 

 

 

 

“Es gibt Menschen, welche Sri Gauranga Mahaprabhu als einfach einen gewöhnlichen Gottliebenden halten oder für einen sozialen Reformer innerhalb seiner ethnischen Gruppe. Wenn auch solche Menschen nicht eingeschlossen werden in die Gemeinschaft von Gauranga, dann kann seine Vereinigung nicht als einen Nutzen für die Allgemeinheit betrachtet werden. 

Eine achtsame Bemühung zu tätigen, auch sie in die Gemeinschaft von Gauranga zu integrieren stellt eine wahrhaft intelligente Handlung dar.»

(aus: “Sri Gauranga Samaj” von Srila Bhaktivinod Thakur, Sri Gaudiya Patrika, Year 8, Issues 8 and 10, by the Rays of The Harmonist team
CC-BY-SA Rays of The Harmonist No.17)

 

Dieses Zitat hat mich deshalb so berührt, da in religiösen Gruppen so schnell Verurteilungen existieren, wenn jemand nicht genau gemäss dem vorgeschriebenen Dogma denkt. 

Ich stelle mir nur vor, wenn jemand in unsere Tempel käme und proklamieren würde, dass Caitanya Mahaprabhu einfach ein heiliger Mensch sei und ein Aktivist gegen das Kastensystem, dann würde er mit recht grosser Heftigkeit angegriffen werden.

Mit was für kleinen philosophischen Zwistigkeiten Menschen ihre Zeit verbringen... 

Bhaktivinod Thakur setzte da vor über 140 Jahren ein Beispiel.