Gebete zur Vorbereitung

Eintreten in die Stimmung der japa

 

Das Beten vor der Meditation über die heiligen Namen lässt einen in die Bewusstheit eingehen, dass man wirklich einem persönlichen „Du“ gegenüber steht.  Es ist nicht einfach ein Sprechen mit mir selber, sondern Dialog.

Das persönliche Gebet vor der japa generiert erst die Stimmung, in der sich der Heilige Name in den Silben des Namens manifestieren kann. Denn die repetitiven Gebetsformeln, die Mantren, bergen die grosse Gefahr in sich, dass alles zu einer mechanischen Übung degradiert, in der Gottesbegegnung natürlich nie stattfinden wird.

 

Wenn man das nachfolgende Gebet in Sanskrit rezitieren möchte, ist es wichtig, bei jedem Wort genau zu verstehen, was es bedeutet.

 

naaham vipro na ca nara-patir naapi vaishyo na shudro

naaham varni na ca griha-patir no vanastho yatir vaa

kintu prodyan-nikhila paramaananda-purnaamritaabdher

gopi-bhartuh pada kamalayor daasa-daasaanudaasah

“Ich bin eine ewige spirituelle Seele. Ich bin nicht ein Gelehrter, kein Menschheitsführer, Händler oder Arbeiter Ich kann mich mit keiner der Tätigkeitsrollen identifizieren (varnas). Noch bin ich ein Mönch, Haushälter, Zurückgezogener oder Sannyasi. Meine Identität ist nichts anderes als ein Diener des Dieners eines Dieners der Lotosfüsse Sri Krishnas, des Geliebten der Gopis zu sein. Krishna ist ein unbegrenztes Reservoir von transzendentaler Freude.“    (Chaitanya Charitamrita Madhya 13.80)

 

 

Meine ewige Natur ist es, Krishna zugehörig zu sein, ganz Ihm zu gehören, ganz bei Ihm zu sein. Seit unvorherdenklichen Zeiten bin ich Krishna abgewandt und so identifizierte ich mich mit den Körpern, in welchen ich gerade darin steckte. So wanderte ich quer durch alle Lebensformen der materiellen Welt hindurch, ständig die Trennung von Radha Krishna erleidend.

Das Resultat eines unvorstellbaren Glückes brachte mich in die Nähe von Vaishnava-Sadhus, in deren Gemeinschaft ich wieder erfuhr, dass ich eigentlich ein ewiger Diener Krishnas bin. Ich bin ein winzig kleines spirituelles Wesen, vollständig unabhängig und getrennt von meinem groben und feinstofflichen Körper.

In der Begleitung der Sadhus lerne ich nun, Sri Caitanya Mahaprabhu und Gandharvika-Giridhari zu dienen.“

 

„Lieber Harinama, bitte helfe mir, die Dualitäten der materiellen Existenz zu überwinden. Deine Herrlichkeit vermögen mich so einzunehmen, dass Du mich die Welt vergessen lassen kannst und mir den lieblichen Glanz der spirituellen Welt offenbaren. In Dir weht der Duft der Ewigkeit.

Bitte nimm mich mit in einen abgelegenen Hain in Vrindavana, in dem der dunkle und die helle Geliebte ihren wunderbaren Austausch geniessen.“ (Vrindavana Mahimamrita 7.40)

 

 

Lieber Heiliger Name, bitte gebe mir die innere Kraft, meinen Verlockungen und Versuchungen zu widerstehen. Lass meine steinharte weltliche Identität schmelzen. Bitte helfe mir, Deine ewigen glückseligen Spiele zu verstehen und mich an sie zu erinnern.

Eigentlich möchte ich nun meinen Körper, meinen Geist und meine Worte in Dich absorbieren – bitte schenke mir das Vermögen dazu.

Lieber Krishna, ich habe zu all dem noch eine dringliche Bitte: Ich möchte Deine Gegenwart spüren und erfahren – jetzt im Moment des Betens, aber auch in jedem Moment meiner Existenz. Dich nachempfinden in meinem Herzen, in meinen Gedanken, in meinem Leben, wo immer ich äusserlich auch hingehen mag. Einsamkeit ist die Trennung von Dir.

 

He Giridhari,  Deine Form ist so lieblich, so wunderschön, lass mich doch ganz in sie verliebt werden. 

Ich will nun wieder bei Dir sein – so wie Du seit Ewigkeiten bei mir bist. Gib mir die Kraft, dass ich mich zur Konzentration überwinden kann (sie ist ja nicht so schwierig, aber ich zögere, mich dazu zusammenzunehmen – vielleicht weil ich die Konsequenzen fürchte...)

 

He Syam, bitte schenke mir die Sicht der Gleichheit allen Lebewesen gegenüber. Ich erbitte die Kraft und die Fähigkeit, Dir und allen Wesen dienen zu dürfen. Nur schon den aufrichtigen Wunsch danach zu haben, erachte ich als Dein Geschenk. So kann ich ein hingegebener Diener in Deinen Händen werden.

He Madhava, du weilst in den Herzen aller. Wenn ich wirklich meine Unwissenheit überwinden möchte, dann verlierst du Deine neutrale Position als den Beobachter im Herzen und stehst mir ganz direkt bei. (BG 10.11)

Ich möchte mich an Dich erinnern – dass Du mein eigentlichster Vater bist, meine zärtlichste Mutter, mein treuester Freund, meine leidenschaftlichste Geliebte,  mein einziger Verwandter (denn ich gehöre ja nur zu Dir), ich möchte mich erinnern, dass die Beziehung zu Dir mein einziger Besitz ist – und solange ich etwas anderes ausser dem zu mir zugehörig fühle, bin ich ein Dieb. (Jemand, der den „Mein“-Stempel auf fremdes Gut aufdrückt).

Ich möchte mich wieder erinnern, dass Du alles für mich bist. Ich komme aus Dir. Du bist mein Erhalter. Du bist mein Beschützer, mein Ratgeber, mein Herr, die Quelle all meiner Kraft, und mein ewiger Begleiter.

 

He Damodara, Bereite mich vor, ein spiritueller Botschafter zu werden, der die Liebeseinladung von Dir auf der Erde ausstrahlen darf.

Lass mich andere in der gleichen Art lieben, wie ich mich selber liebe.

 

He Syamasundara, ich danke dir, dass Du mich von den Rillen meiner eigenen Vergangenheit befreit hast – ich bin nun nicht gezwungen, meiner weltlichen karmischen Geschichte gemäss zu handeln. Du hast mir Freiheit geschenkt – die Begegnung mit Dir in Deinem Heiligen Namen.

 

Lieber Krishna, Du bist mein alleiniger Beistand, meine Zuflucht, meine Quelle von Trost und Erleichterung. Du bist das Leben meines Lebens (prana-natha). Ich möchte von Dir lernen, stetig und unerschütterlich zu werden in der Hingabe zu Dir.

Alles gehört Dir – ich auch.

Dein Name ist unbegrenzt. Er ist die mir zugänglichste Form von Dir.

In Verneigung – eine ewige Seele.

 

Diese Vorbereitung wird abgeschlossen mit einem persönlichen, freien, spontanen, vom Herzen aufgestiegenen eigenen Gebet.