Religiöses Grund-Credo

 

Wir betrachten alle Gemeinschaften, Philosophien und Lebens-Anschauungen, welche, die Liebe zu Gott als letztliches Lebensziel verstehen und dies auch zu Leben versuchen und diese Abenteuer-Reise auf der Grundlage von offenbarten Schrift begehen, als Vertreter des tiefsten religiösen Ausdrucks. Wir respektieren auch den spirituellen Wert von Pfaden echter Selbstverwirklichung und aufrichtiger Suche nach der absoluten Wahrheit, in welchen das Verständnis eines individuellen DUs Gottes nicht explizit erwähnt und ausformuliert ist.

Die Haltung eines Wahrheitssuchers ist immer, in aller Offenheit angstlos in Begegnung mit anderen Glaubensanschauungen zu treten. Solche sind eine Gelegenheit, aus der eigenen Binnen-Perspektive herauszutreten. Dabei geht es nicht nur um gegenseitige Toleranz und Verständnis, sondern tatsächlich um die Ausweitung des eigenen Verständnisses. 

Wir erkennen zutiefst in uns an, dass keine religiöse Tradition oder Organisation ein Monopol auf die Wahrheit, die Offenbarung Gottes oder unsere individuelle Beziehung zu Gott erheben könnte.  

Sobald ein Funken Grundvertrauen in einer Seele Platz genommen hat, gilt es diesen zu wahren und zu einem Feuer zu entfachen. Darin darf jede Seele unterstützt werden, unabhängig ihrem Momentan-Credo, die immer provisorischer Natur sind. 

Gaudiya-Vaisnavas erkennen die religiöse Vielfalt als ein natürliches und gesundes Symptom des sozialen Ausdrucks an. 

 

Während wir unsere eigene spirituelle Kultur pflegen und daran arbeiten, unseren Glauben an Krsna in Vrindavana zu verkünden, halten wir es für unangemessen und unanständig, dass ein Vaisnava versucht, Menschen zur Verehrung des Höchsten zu bewegen, indem sie Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften verunglimpft, falsch darstellt oder demütigt. In Bezug darauf hat Bhaktivinoda Thakura geschrieben: „Es ist nicht angebracht, die umstrittene Überlegenheit der Lehrer des eigenen Landes oder Tradition gegenüber denen eines anderen Landes oder Tradition zu betonen, obwohl man seine eigene Anbindung zutiefst schätzen kann, um Unerschütterlichkeit zu erlangen. Solche Glaubenskriege tun der Welt nicht gut.» (Thakur, Bhaktivinode, Sri-Caitanya-Sikshamritam)

Vaisnavas bemühen sich, die Beziehung zwischen dem Herrn und seinen Geweihten zu inspirieren und zu verbessern. Bei diesem Versuch treffen ergebene Schüler natürlicherweise auch auf andere, deren Herangehensweise an das Höchste sich in Anbetung, Verschiedenartigkeit im Dienst und Ausdruck der Liebe unterscheidet.

Religionen müssen nicht homogen werden oder zusammenwachsen, sondern können respektvolle und praktische Beziehungen zueinander entwickeln. Nach diesem Verständnis haben Bhaktas nicht die Aufgabe, Mitglieder anderer Glaubensrichtungen zu missionieren oder zu einer Umkehr zu bewegen.

Die spirituelle Praxis eines Vaishnava unterliegt keinem exklusiven Umwandlungsmodell. Aus der Sicht von Gaudiya-Vaisnavas wirken wir nicht an der „Bekehrung“, sondern an der spirituellen Entwicklung. Daher ist „Bekehrung“ eine individuelle Erfahrung, eine persönliche spirituelle Reise, eine Reise, die über religiöse Institutionen und sektiererische Zugehörigkeit hinausgeht. Konversionsmodelle, die von exklusiven Anforderungen der Zugehörigkeit abhängen, tun dies häufig, um eine eigene Unsicherheit zu kaschieren und ohne die Vormachtstellung des Herrn zu berücksichtigen, welche in Wahrheit unabhängig ist.