In die Gegenwart des Todes eintreten

Das Thema des Todes wirkt auf die meisten Menschen beunruhigend. Der Tod stellt alle unsere Idealisierungen in Frage. Auch die vermeintlichen Überzeugungen werden da stark geprüft und einiges, das wir nun für integriert halten, wird da noch als ein unverwirklichtes und nur übernommenes Gedankenkonzept auftauchen.....

Was hat alle Anstrengung für einen Wert, wenn uns zuletzt doch der Tod erwartet und all diese Anstrengungen zunichte macht?

 

Die Wirklichkeit des Todes muss in jedem Moment, in jedes Handeln miteinbezogen werden, um es reif werden zu lassen.

 

Die Zeit von allem, was ich hier tue, ist begrenzt durch den Tod. 

Auch wenn ich weiss, dass die Seele ewig ist, ich immer weiterexistiere, so muss ich den Tod doch erst einmal als das annehmen, was er ist: die Beendigung dieser Lebenszeit, als das Ende dieser Lebenssequenz. Es ist die letztliche Bedrohung: mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. 

 

Smara nitya anityatam (Niti Sastra) und mrityu anudarsanam (Bg. 13.9)

Die Heiligen Schriften ermahnen, uns täglich, in jedem Moment den Tod vor Augen zu halten, im Gedenken der eigenen Sterblichkeit zu leben und diesem Gedanken nicht ausweichen zu müssen. 

Es ist auch schon wichtig, die Tendenzen zu betrachten, die einem zur Verdrängung dieses Gedankens hinbewegen möchten. 

Das Wissen um den jederzeit möglichen Tod hat Konsequenzen. Male sie dir aus.....

(Die nächste Frage ist, warum ich diese Konsequenzen nicht Wirklichkeit werden lasse, denn was gibt einem schon die Gewissheit, jetzt nicht zu sterben?) Zum Beispiel kann es sich in dem zeigen, dass man in jedem Augenblick sein Handeln überwacht, dass man also in jedem Moment achtsam lebt, denn zu diesem Zeitpunkt ist der Schlaf der Unbewusstheit unmöglich. Wie könnte ich in Anbetracht von einem solch einschneidenden Ereignis einfach nur im Alltagsbewusstsein verhängen?

Dieses Annehmen des Endes, das in jeden Moment eingewoben ist, bedeutet nicht, dass der Tod, der wie ein Damoklesschwert über dem Leben hängt, uns morbid werden lassen soll und in uns zusammensacken lassen, sondern das versöhnte Akzeptieren der ständigen Gegenwart des Todes ist vielmehr als Einladung gemeint. Es geht darum, in jedem Augenblick bewusst zu leben, in der Realität, und alle Tendenzen, die einem im Nebensächlichen aufhalten möchten, sind nun überflüssig. 

Im Erkennen der Begrenztheit des eigenen Lebens und auch dessen Provisorium, muss auch nicht der Drang auftauchen, noch möglichst viel zu tun, es noch möglichst voll stopfen zu wollen. Der Gedanke an den Tod soll nicht den Druck erzeugen, noch möglichst viel erledigen zu wollen. Das Geheimnis des Lebens besteht darin, sich in RadhaKrishnas Hände hineinzubegeben, und liegt gar nicht in der Erledigung aller Dinge, der sowieso nie-endenden Betätigungen an der Oberfläche. Das führt zu innerer Freiheit und Gelassenheit und erst da heraus ist man wirklich fähig, sich ganz auf den jeweiligen Augenblick einzulassen, in Berührung zu kommen mit dem eigenen Innersten. Es ist eine Einladung zum Wesentlichen und Ursprünglichen, zur Authentizität und zum Gegenwärtigsein.