Todes-Anregungen zum Nachdenken

Anregungen zum Kauen… zur ständigen Reflektion

 

 

 

Wozu noch kämpfen und was will man schon verteidigen angesichts des kurz bevorstehenden eigenen Todes? Warum noch streiten und Konflikte aufrecht erhalten?

Die versöhnende Kraft des  Todes kann man sich nutzbar machen, nicht indem man auf den eigenen körperlichen Tod wartet, sondern indem man sich dieser Kraft annähert, die in jedem Augenblick gegenwärtig ist.

Viele Menschen kommen mit dem Tod überhaupt erst in Kontakt, wenn der Körper zu zerfallen droht. Das wäre das Warten auf das Dahingerafft-Werden. Doch der nach innen gerichtete Mensch umarmt sie in jedem Augenblick, da sie wirklich in jedem Augenblick vorhanden ist.
In dieser freiwilligen Zuwendung zum Tod ist er nicht mehr die Wucht, die mir all dies wegnimmt, was mir lieb und kostbar war, sondern er wird zur Kraft, die mich beschleunigt und in eine ungeheure Lebendigkeit hineinbringt. Darin liegt eine gänzlich andere Lebensqualität als das durchschnittliche Dahindümpeln.

 

 

 

 

 

 

Es ist eine Vergeudung menschlichen Lebens, wenn man dieses damit verbringt, so lange wie möglich, die Begegnung mit dem Tod hinauszuzögern. 

Der Tod passt nicht in das Überlebenskonzept des Ichs hinein. Er stellt alles in Frage, was das Ich mühselig aufzubauen versuchte. Genau entsprechend dem Widerstand zu ihm hin ist die Angst, alles, das geliebte Kind, den Partner, usw, zu verlieren.

Merkwürdig ist doch, dass die Verlustangst nur solange andauert, bis man sich vergegenwärtigt, dass man es verliert.

In der bewussten Todesannahme zerfällt nicht nur die Angst, sondern alle Sorgen und Kümmernisse erweisen sich als Belanglosigkeiten. Das bisherige Wertesystem kollabierte.

Er wird dann nicht mehr als ein Angriff auf das Leben und all das, was man erschaffen hatte, wahrgenommen, sondern nur noch als Lehrer, der mich weist, nichts mehr in die Zukunft zu verschieben.

Der wache Mensch will keinerlei Schonfrist vor dem Tod. Die Vorstellung, alles in diesem einen Moment aufzugeben, sprengt die Denkkapazität des Kleingeistes zur Ausweitung des Ewigen hin.

 

 

 

Die Todesangst fast aller Menschen ist in der Kindlichkeit stecken geblieben.

Das bedeutet, dass sie in der Todesnähe und der Begegnung mit ihm zum Kind werden.

Die Monstrosität und das Immense, die Riesenhaftigkeit des Geschehens im Sterbevorgang lässt einen ohnmächtig, verängstigt und hilflos werden. Todesangst wäre heilbar. Sie ist letztlich eine Erfahrung der Regression angesichts des Todes. Ausgeliefertheit ist die Talfahrt in die kindliche Sichtweise, um sich dort

Es gäbe aber auch einen reiferen Zugang: Diese Kraft einfach einzuladen. Damit aber dies möglich ist, braucht es das Eingeständnis, dass der Kampf zwecklos ist. Die Kapitulation ist machbar und Empfängnis geschieht.

 

 

 

 

Es ist schwierig zu eruieren, wem dieser Körper eigentlich gehört. Da so viele Parteien einen Anspruch für ihn erheben.

Gehört er den Eltern, die ihm Geburt schenkten, dem Partner, die ihn erfreut oder seinem Chef, der ihn herumbefielt?

Ist er Eigentum des Kremationsfeuers oder den Hunden und Schakalen, die ihn dann verschlingen? Ist er der Eigentum der identifizierten Seele, welche so stark teilnimmt an seinen Annehmlichkeiten und Beschwerden oder gehört er der Umgebung, die ihm zur Erhaltung hilft?

Das Erstaunliche ist, obwohl die Besitzverhältnisse dermassen unklar sind, ist man so stark an ihn verhaftet. Darin verbirgt sich ein grosses Leidenspotenzial.

(Bhagavatam 11.26.19-20 a)

 

 

 

 

 

Ich war einmal bei einer Frau, die in ihrem Sterbeprozess unter schrecklichen Schmerzen und überwältigender Bitterkeit litt.

An dem Punkt, an dem sie glaubte, ihr Leiden und ihren Zorn nicht länger ertragen zu können, begann sie völlig unerwartet, von einer Gnade berührt, den Schmerz anderer zu fühlen, die wie sie selbst mit dem Tode rangen:

Die Leiden einer verhungernden Mutter mit ihren Kindern im Arm, den Schmerz eines von zu Hause ausgerissenen Teenagers, der in einer dreckigen Wohnung gerade an einer Überdosis stirbt, die Agonie eines Mannes, der von einem Erdrutsch erdrückt, gerade erstickt...

Plötzlich verstand sie, dass der Schmerz, den sie empfand, nicht nur ihr eigener war, sondern einen geteilten Schmerz mit vielen Mitwesen. Sie hörte den Aufschrei der Seelen in dieser fremden Welt, in der eigentlich jede Regung und jeder Wunsch ein unbewusstes Gebet nach der ewigen Heimat darstellt.

Die Bewusstwerdung davon erübrigt das Leiden.

 

 

 

 

Alle spirituellen Lehren wollen einen ermutigen, den eigenen Tod ernst zu nehmen. Aber es ist erstaunlich, wie schwierig es ist, diese tiefe Betroffenheit wirklich zuzulassen. Das einzige im Leben, auf das man sich wirklich verlassen könnte, ist allen unglaublich fern. Wir gehen zwar nicht so weit, zu sagen, dass wir nicht sterben würden, weil wir es natürlich besser wissen. Aber wir alle glauben daran, dass es definitiv erst später sein wird.

Das ist die grösste Hoffnung und damit auch das grösste Leidenspotenzial.

 

 

 

Gewohnheitsmässig wehrt man sich gegen Probleme. Wir versuchen stets zu leugnen, dass es ganz natürlich ist, dass Dinge sich verändern. Dass uns der Sand durch die Finger rinnt. Die Zeit vergeht. Das ist so natürlich wie der Wechsel der Jahreszeiten und die Abfolge von Tag und Nacht. Aber alt zu werden, krank zu werden, zu verlieren, was man am meisten liebte – das sieht man nicht als natürliche Vorgänge. Darin ist man nicht mehr der distanzierte Beobachter und somit beginnt die Abwehr dagegen – das Leiden.

 

 

 

Wir erleben den Tod dauernd.

Wir erleben ihn in der Form von Enttäuschung. Wir erleben ihn, weil die Dinge sich ständig im Prozess des Wandels befinden. Wenn der Tag endet, wenn die Sekunden wechseln, wenn wir ausatmen....

Das ist der Tod im Alltag.

 

 

 

 

 

 

 

Das Leben und der Tod haben die kreatürliche Tendenz, nicht mit den Eigenerwartungen zu kooperieren. Für den Hingegebenen wird so alles zur Überraschung und macht ihn lebendig.

Für denjenigen, der Leben als Fixierung und Durchsetzung eigener Vorstellungen versteht, wird es zum aussichtslosen Kampf, der zwar sinnlos ist, aber nicht aufgegeben werden möchte und verbissen einfach weitergeführt wird.

 

 

 

 

 

            „Völlig unerwarteter weise hat er diesen den Tag überlebt… „

Das ist nicht eine Danksagung eines Menschen, der todkrank in den letzten Zügen seines Lebens ist, sondern die eines Einsichtigen. Er versteht die Schwelle zum Tod hin nicht als Privileg von schwer erkrankten Fiebernden und Siechenden, sondern verortet sie in jeden Augenblick und jeden einzelnen Atemzug hinein. 

Wenn wirklich gar nichts mehr selbstverständlich ist, wird jedes Stadium des Lebens zum Geschenk.

 

 

 

 

Als das lodernde Feuer des Todes erzeuge ich das Prinzip „Angst“ in denjenigen, welche den geringsten Unterschied zwischen sich selbst und anderen Lebewesen sehen. Die Angst ist die Folge der „bhinna-dristhi“, der Sichtweise der Abgetrenntheit.

(Bhagavatam 3.29.26)

 

 

 

Sterben….

Das Glück, keine operativen Leistungsaufgaben mehr haben…

Ausrangiert zu sein von dem, was den Menschen die Lebendigkeit bedeutet.

Innerlich alles ganz loslassen und auch nicht mehr in illusorischen Lichtreichen hängen bleiben.

Ich versetze mich immer wieder in meine eigene Todesstunde und frage mich von da aus: wie möchte ich gelebt haben?

 

 

 

Das periphere im Leben – die endlosen Arrangierungen für Erhalt und Zusammenleben – fordern viel Lebensaufmerksamkeit.

Den Substanzgehalt dessen kann aber nur bestehen in der Ausblendung von Wirklichkeit.

Ich spürte es immer schon – das Provisorium der hiesigen Existenz. Dennoch versuchte ich mich ganz einzulassen auf dieses Leben. Das Zusammenspiel dieser Gegensätze, das Zusammenfallen des Paradoxon – befremdliches Zuschauen dieses Vergänglichkeits-Spektakels und freudvolles Mitwirken darin – verstehe ich als dankbares Leben.

 

 

 

 

 

Im Auftakt zum Roman „Die Schopenhauer-Kur“ des Psychoanalytikers Irvin Yalom hört der 65-jährige Psychotherapeut Julius die Melanom-Diagnose: „du hast noch 1 Jahr zu leben. “

Man ist geneigt zu konstatieren: „Oh, was für eine umwerfende Neuigkeit!“ Eine „Neuigkeit“, die jedem Menschen bei Geburt mitgegeben wird, auf die hin ein Leben in Angriff genommen wird, das für viele vor allem darin zu bestehen scheint, die eigene Vergänglichkeit auszublenden.

„Und jetzt? Was tue ich noch so kurz vor dem ohnehin Unausweichlichen?“

Wird der nun zwanghaft sinnsuchende Mensch je aus seiner Schablone, seinem „ich“, der Begrenztheit seiner Psyche, seinem über Generationen und Jahrtausenden angesammelten Gedanken-Konglomerat herausfinden?

Mit dem Paradigma des „Tuns“ vermag man den bisherigen Gedankenwelten nicht entkommen. Nun ist ein Prozess „Fallens“ und „Lassens“ gefordert.

 

 

 

Sterben, bevor man stirbt, bedeutet, dass man zwar sein Leben lebt und Dinge erledigt, aber man lässt sich im Wesenskern dennoch nicht einnehmen und behält den würdevollen inneren Abstand zu den Veränderlichkeiten der Oberfläche.

Es bedeutet, sich genau zu beobachten, ob die alltäglichen Ablenkungen es vermögen, einen von der Zuflucht und dem liebevollen Hinströmen zu Radhe Syam abzuhalten und immer wieder die Priorität zurechtrücken.

 

 

 

Wieso sollte das, was in jedem Moment eintreffen könnte (Tod, vollständiger Verlust), nicht gerade jetzt eintreffen dürfen?

Es gilt ganz genau hinzuschauen, wie der Wunsch nach Herauszögerung und Verschiebung, die „Gnade“ des Aufschubes, einen in einen Lebensbereich treibt, welcher nicht mehr realitätstauglich ist.

Das Resultat davon ist das Entschwinden der natürlichen Freude, welche erfahren wird, wenn  man in der Wahrheit lebt. Zudem tauchen augenblicklich diffuse Sorgen und Ängste auf, da das Tiefste in einem eben doch ahnt, sich leere Seifenblasen zu bauen.

 

 

 

Das lateinische Wort „finis“ hat eine Doppelbedeutung. „Ende“ und auch „Ziel“. Ein Mensch, der nicht das Ende einer provisorischen Daseinsform abzusehen imstande ist, vermag auch nicht, auf ein Ziel hin zu leben.

 

 

 

 

Die Diagnose bekommen wir mit der Geburt: dass wir sterben müssen, irgendwann. Was macht man mit einer tödlichen Diagnose, welches Leben führt man, wenn der verbleibende Rest überschaubar kurz ist, das Ende nicht jenseits des Horizonts, wie wir alle glaubten, um unbesorgt weitermachen zu können, sondern in Sichtweite?

In einem Moment belebte Materie, im nächsten dasselbe, nur ohne Adjektiv.

In diesem kleinen Adjektiv birgt sich den Schlüssel, worum sich eigentlich alles im dieser kurzen Lebensspanne zu drehen hätte.

 

 

 

 

Nicht-Respekt vor dem Tod

Eine unglaubliche Tragik taucht auf, wenn wir nicht die gleiche Annahme, die gleiche Haltung und das gleiche Bewusstsein gegenüber dem Tod in uns tragen, wie wir es gegenüber dem, was wir für das Leben halten, aufweisen.

 

 

 

Die Angst vor dem Tod hält uns nicht vom Sterben ab, sondern vom Leben.

 

 

 

 

Neue Zellen werden in diesem Körper ständig im Überschuss gebildet. Diejenigen Zellen, die dann nicht mehr zum gesunden Wachstum des Organismus beitragen können, sterben. Sie schalten Selbsttötungsgene an und bringen sich selbst, zum Wohle des ganzen Organismus, um. Das tun sie in einer Weise, die für den Organismus am wenigsten schädlich ist: Durch Zell-Implosion, welche die potenziell schädliche Freisetzung von Zellinhalt verhindert und das Abräumen der Zellreste erleichtert.

Media vita in morte sumus „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“

Es braucht schon eine grosse Portion Arroganz, inmitten des Ozeans des Sterbens zu treiben und verbissen den Glauben aufrecht zu erhalten: „Ich überlebe!“.

Die überlebende Instanz liegt viel tiefer…

 

 

 

 

Wenn uns etwas fortgenommen wird, womit wir in tiefer Verbundenheit zusammenhängen, so hat man das Gefühl, viel von einem selber sei weggegangen. Das ist ein Anzeichen dafür, im falschen Identitätsgefühl zu leben… In unserer wirklichen Identität kann für alle Ewigkeit nichts abhanden kommen.
Der Tod fordert uns auf, reicher und beschenkter zu werden als alles zu Verlierende und vorgaukelt.
Die Religionen geben ihren Gläubigen simple Vertröstungen und Beschönigungen des Todes statt ihnen Mittel zu geben, sich mit ihm zu vertragen und zu verständigen. Aller Trost ist trübe. Der innere Weg lädt ein, ihn mit seiner unmaskierten Grausamkeit in der Stille annehmen, bis man darin eine klare Milde wahrnimmt.

 

 

 

 

 

Als Ramana Maharshi noch ein Teenager war, erlitt er beim Besuch eines Onkels einen Zusammenbruch seines körperlichen Systems. Er glaubte, er würde nun sterben. So legte er sich flach auf den Boden hin wie eine Leiche und wartete. Er schilderte später, wie er gänzlich kooperieren wollte mit seinem eigenen Tod. Er sagte sich, wenn es nun geschehen solle, dann wolle er es auf keinen Fall verpassen.

Er gab sich der Erfahrung gänzlich hin und eine kraftvolle Überzeugung stieg in ihm hoch, dass etwas in ihm unmöglich sterben könne.

Diese Haltung gibt Zugang zum Todlosen.

 

 

 

 

Lange habe ich geglaubt, dass der Tod das Gegenteil, die Auslöschung und Widerlegung des Lebens sei. In meinem Reifeprozess bin ich dahingelangt, ihn zur Mitte meines Lebens zu machen, als ob wir in ihm existenzieller geborgen und aufgehoben wären als in der tiefsten Vertraulichkeit.
Der Tod ist nicht das Überlebenshindernis, denn seine innerste Wesenheit ist uns nicht konträr, sondern ist lebenswissender als wir in den vitalsten Momenten sind.
In uns brennt die Dringlichkeit, in eine tiefere Schicht einzudringen als sich nur mit Alltäglichkeiten zu befassen und sich im Trivialen zu verlieren. Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist Einladung dazu, fruchtbar emporzuwachsen.

 

 

 

 

 

Es gibt die Todessehnsucht in jedem Menschen.

Solange es in einem eine Todessehnsucht gibt, die bekämpft wird, die abgelehnt und unterdrückt wird, weil sie nicht mit dem Leben vereinbar zu sein scheint, erkennt man die Spur nicht, auf die sie einen hinweisen will. Sie will eingeladen werden und übersetzt werden als das, was sie wirklich ist.

Übersetzbar wird sie erst, wenn man ihr ganz nahe tritt und die eigene Abwehr und Angst ihr gegenüber durchdrungen hat, um ihr dann ganz ins Auge zu blicken.

Was will sie einem wirklich mitteilen? Sie ist die Sehnsucht nach Freiheit und unbedingter Gottesliebe.

 

 

 

 

 

„Das stille körperliche Zerfallen bezeugen ist etwas, was ich auch geschenkt bekam“, schrieb mir eine Sterbende Frau.

 

 

 

 

 

Das Zeitliche segnen..

Das verbindet die deutsche Sprache mit dem Tod.

Das man zum Segen wird für die, die noch in der Zeit leben.

 

 

 

 

Nicht mit angezogener Handbremse leben und glauben, dadurch würde man sterbebereit. Sterben ist nicht ein Prozess, welcher initiiert wird, wenn der Organismus müder und matter wird. Nicht aus der Lebens-Sattheit, sondern zur Fundierung der Lebensfreude umarmt man den mit dem Sterben verbundenen Abbau des bisherigen Lebens.

Nun lebt man die Befreiung vom Müssen und falschen Rücksichtsnahmen (den Erwartungen der Aussenwelt).

„Krishna, wenn du mich noch für etwas Verrücktes brauchen kannst, dann bin ich dafür bereit.“

Es scheint, dass die persönliche Freiheit grösser wird, je mehr das Lebensende klar in einem angenommen wurde.

Überquellendes Leben, das Sterben verblasst…. Die Nebelschwaden lösen sich auf.

 

 

 

Wenn ich denke, dass irgendein Beschwernis oder Leid, das ich in samsara (dem Kreislauf der Geburten und Tode) durchlebte, eine andere Ursache hat, als meine Trennung zu Gott, so ist das die perfekte Definition von maya (dem, was eben nicht ist).

 

 

 

 

Unsere Existenz ist ausschliesslich auf das Vergängliche ausgerichtet. Die Augen, alle Sinne und auch der menschliche Geist sind alle nur auf sie hin geeicht. Der Tod allerdings ist ein Tor zum Unvergänglichen, da er als erstes einmal einen kompletten Vertrauensbruch in die bisherige Welt einleitet. Er regt die innere Intensität an, denn das bedeutet Tiefe. Er führt somit heraus aus dem oberflächlichen Bewusstseinszustand, um wesentlicheres Sehen und Erkennen zu ermöglichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon früh entsteht in der Geschichte eines Menschen der Glauben, dass das Bei-Sich-Behalten gut ist und das Loslassen und Weiterziehen lassen falsch sei.

Das ist Ausdruck der einfachen kindlichen Welt und ist begreiflich, da es die kindliche Verlorenheit in der weiten Welt widerspiegelt.

Innerstes Vertrauen darf aber darüber hinauswachsen um selbst im Totalverlust die Erfahrung zu machen, nie weniger geworden zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was ist der Unterschied, zwischen einem Meister und einem gewöhnlichen Menschen? Der Meister stirbt freiwillig.

Diese Freiwilligkeit kann man aber jederzeit erlangen.

Man könnte einwenden, dass es keinen Unterschied zwischen dem freiwilligen und dem nicht-freiwilligen Tod gibt. Tod sei Tod. Der Unterschied liegt darin, dass der unfreiwillige Tod kein Moment der Bewusstheit darstellt. Im unfreiwilligen Tod dämmert man einfach dahin und geht bewusstseinsmässig schlafend in einen anderen Zustand über. Man wird einfach dahingerafft.

Der freiwillige Tod ist der bewusst aufgesuchte Augenblick, wo man in die Verankerung der Seele eintritt, wo es nie wieder irgendeinen Verlust gibt. Das Wirkliche ist ewig.

 

 

 

 

 

 

 

Das Gedenken an den Tod, und seine Annahme, enthebt einen vor der Angst der Bedrohung durch andere, vor der Vernichtung durch Krankheit oder Unfall, dem Nicht-entsprechen von Erwartungen oder vor Versagen und Abgelehnt-werdens. Jede Angst basiert auf der verdrängten Angst, sterben zu müssen. Die Ängstlichkeit, Mut– und Risikolosigkeit vieler Menschen lässt sich auf den noch bekämpften Sterbemoment zurückführen.

Wenn man sich den Tod vor Augen hält, ist all dies nicht mehr so wichtig. Es interessiert dann nicht mehr, ob man gerade Erfolg hatte oder nicht. Vor dem Tod verblasst der Ehrgeiz, Grosses bewerkstelligen zu müssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind dem Gedanken, alles zu verlieren, nicht sehr zugetan. Wir werden sowieso alles verlieren, woran man glaubte, sich festhalten zu können.

Die Unwissenheit glaubt, einen Ausweg zu haben.

Wir haben die Wahl, freiwillig oder unfreiwillig zu sterben, aus freier Entscheidung voller Freude alles gehen zu lassen oder dass einem mit Gewalt alles genommen wird.

Der Unterschied zwischen dem freiwilligen und dem unfreiwilligen Tod ist immens. Das eine ist ein Dahingerafft-werden ohne Erkenntnis und das andere ein Empfangen von Substanz jenseits aller Vergänglichkeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir glauben, wir hätten noch viel Zeit. Wir haben keine Zeit. Wenn wir bis in jede Zelle hinein erkennen würden, dass der Tod mich jeden Augenblick holen kann, dann wäre die eigene Erkenntnis-Willigkeit und Erkenntnis-Fähigkeit eine ganz andere als die jetztige.

 

 

 

 

 

Wenn ich wüsste, dass ich nur noch eine einzige Minute zu leben hätte, wäre darin eine unglaubliche Intensität drin.

Eine Minute würde reichen, alles loszulassen und sich gänzlich hinzugeben.

Wie viele von diesen Minuten sind schon leer plätschernd durch das Leben gezogen?

 

 

 

 

Es ist eine diffuse Lebenssituation, ständig Angst zu haben, dass mich das verlassen könnte, was mich verlassen wird. Es war sinnloses Aufreiben.

Nun darf man sich dem zuwenden, was immer bleibt -- und augenblicklich aufgehobene Stille erleben.

Wenn jemand bereits in Todesangst gerät, weil irgendein Objekt der Welt verschwindet (ein geliebter Mensch wegstirbt), klebt man noch in Fixierungen, in Bildern und Vorstellungen, die man sich von der Welt erhofft hatte.

Die gesamte Welt darf vergehen… alles geht und stirbt. Das war nur das Wellenspiel der Prakriti, der materiellen Natur.

Ein Name Gottes, aufrichtig angerufen, invoziert Svarupa sakti, Gottes eigene Intervention. Dieser Augenblick war wertvoller als unzählige Äonen von Entstehen und Vergehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn der Tod einem einen Schlag versetzt, dann darf man ihn bewusst annehmen. Das ist etwas ganz anderes, als sich einfach nur unbewusst von ihm wegraffen zu lassen.

 

So erfährt man die vorübergehende Schwächung, die dieses Niederstrecken mit sich bringt, nicht als Ende, sondern als Gelegenheit zur Hingabe, einer Kraft, die nicht am Tod vorbeigeht, sondern ihn umarmte.

Aus Hingabe entsteht immer echte Transformation, einen tiefgreifenden Wandlungsprozess, welcher die Seele zur Gefährtschaft Gottes hinformt.

 

 

 

 

 

Tod ist die Erinnerung, an die Möglichkeit, die jederzeit eintreten darf,

dass mir wertvolle Beziehungen enden,

dass Positionen, die ich innehatte, sich auflösen,

dass Errungenschaften, die ich erworben hatte, vergehen,

dass Sicherheit gestört wird,

dass alles, auf was ich mein Leben gestützt hatte, zu Grunde erschüttert wird.

All dies darf geschehen und ich beobachte es aus Entfernung ohne Widerstand zu leisten oder meinen, intervenieren zu müssen.

Darin liegt tiefere Erfülltheit als in der Verklebtheit mit der Oberfläche des Lebens.

 

 

 

 

 

Der Tod zerstört Leben an der Oberfläche. Deswegen fürchtet das Ich ihn als seinen Auslöscher so stark.

Auf dem Weg der Bewusstwerdung gibt es eine höhere Oktave von dieser Vernichtungskraft des Todes:

Nun tritt sie auf als das Tor zu wesentlichem Leben, zur Ewigkeit jenseits vergänglicher Identität, zur Aussortierung von Wesentlichem und Unwesentlichem…Und all dies geschieht inmitten dieses Lebens.

 

 

 

 

 

 

Für das normale Ich ist es eine Überforderung, sich in Hingabe dem Tod anzuvertrauen.

Doch genau dies kreiert pulsierendes Leben. Nicht ein Leben in der Zeit, sondern ein Hindurchdringen zur Liebeskraft der Seele, die nur noch Gott sucht.

 

 

 

 

 

Wenn Menschen auf die Frage, was ihnen am wesentlichsten im Leben sei mit „Gesundheit“ antworten, ist das das sicherste Anzeichen dafür, sich im Unwesentlichen verloren zu haben.

Wirkliche Gesundheit ist das Zurücktreten des Ich-Geistes, der alles manipulieren, kontrollieren und besitzen will und körperliche Gesundheit als willkommener empfindet als körperlichen Zerfall.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weil die ganze innere Welt auf den Körper bezogen ist, gleicht es einer Apokalypse,  wenn er verlassen wird.

Deswegen ist das Wesentliche im Vorgang des Sterbens, die Hinbeziehung zur körperlichen und geistigen        Welt zu verlassen…. und dann gibt es kein Absterben von Körpern mehr.

 

 

 

 

 

In der Todesnähe pulsiert das Leben – enthoben aller Trivialität in unglaublicher Intensität und Lebendigkeit.

 

 

 

 

 

 

 

Sich im Zustand des Zerfalls des physischen Körpers  Krishna auszuliefern ist genau gleich freudvoll, wie im Zustand momentaner physischer Unversehrtheit (Gesundheit).

 

 

 

 

 

In der freiwilligen Hingabe muss der Tod nicht mehr gewaltsam ins Leben eindringen und einem alles wegnehmen, was man gar nicht hergeben wollte.

Das Drama tritt ja nicht erst dann ein, wenn der Körper stirbt, sondern bereits vorher ist das Drama des Kämpfens gegen die Vergänglichkeit.

 

 

 

 

Für die Begegnung des Sterbemomentes muss man nicht einmal den Zerfall des Körpers abwarten – denn er ist jederzeit möglich. Ich brauche nicht die nächste Gefährdung des körperlichen Lebens abzuwarten, um in die innere Intensität zu gelangen. Die konstante Anwesenheit des Todes lässt einen das Leben wesentlicher leben.

 

 

 

 

Die Dinge, die man sieht, sind lustvoll oder enttäuschend, fröhlich oder traurig, ängstlich, gesund oder krank, banal oder absorbierend, aufregend oder langweilig. Aber der, welcher diese Zustände und Empfindungen erlebt, ist nie ängstlich, freudvoll und deprimiert. Er bleibt einfach frei von allen zeitweiligen Phänomenen, unberührt von Geburt und Tod.

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt das langsame Dahinserbeln, in welchem man sich an den bisherigen Wertesystemen seines Lebens festzuhalten versucht. Man erkennt, wie alles Kämpfen vergeblich wird und scheitert kläglich.
Das andere ist das bewusste Sterben. Das ist eine Kunst, ars moriendi, die Kunst des Sterbens, deren Meisterschaft man nicht erwarten kann von Menschen, die sie während des Lebens nie gelernt hatten. Es ist eine freudvolle Entkrampfung.

 

 

 

 

Trost gibt es immer, aber nicht die Wiederherstellung des vorherigen Zustandes. Das wäre die naive Vertröstung. Der Trost will in keiner Weise manipulativ auf das Geschehen, auf das Unvermeidliche in dieser Welt, einwirken, sondern will es von Gottes Seite verstehen versuchen.

 

 

 

 

Wenn man sich vor dem Tode fürchtet, dann immer – denn welche Zeit ist dem Tode entzogen?

 

 

 

 

Im Vergessen seiner Seele betrachtet man das Geboren-werden und Sterben seines Körpers als sein eigenes Geboren-werden und Sterben.

Und so werden plötzlich irgendeine Frau und irgendein Mann als seine Eltern betrachtet….

Es ist immer wieder erstaunlich, in was für Geschichten einem das Vergessen hinein zu verwickeln vermag.

 

 

 

 

 

Wenn man die Gier nach dem Leben abschüttelt und lernt, dass es gleichgültig ist, ob man lebt oder stirbt, bei dem fällt die Bedeutungszuschreibung, die man einem langen Leben gibt, vollkommen weg und Freiheit ist die Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Man wollte dem Tod entkommen – und es hat Totes erzeugt – die innere Stumpfheit.

 

 

 

 

Albert Camus beschreibt in seinem Roman „Der Fremde“ wie Meursault zum Tode verurteilt wird. In der Todeszelle erfährt er die zärtliche Gleichgültigkeit zur Welt.

In diesem Ausdruck liegt eine tiefe Erkenntnis: Dass im inneren Ausklinken von den emotionalen Freudenprogrammen und Leidvorstellungen eine ganz tiefe Freude inne wohnt.

 

 

 

 

Demut

Ich bin ein Winzling in einem gigantischen Strom, der durch die Zeiten fliesst.

In jeder Sekunde entstehen und vergehen zehntausende von Sternen.

Die Bestandteile unseres Körpers bestehen aus der Asche von vielen Sternengenerationen. Er besteht aus Sternenstaub. Das Universum mit seinem dramatischen Werden und Vergehen ist in unserem Körper gegenwärtig.

 

 

 

 

 

Wenn der Akt des Festhaltens abgelegt wird, entsteht ein Fluidum, ein natürliches Fliessen. Das Festhalten ist Verkrampfung, eine künstliche Welt des Ich, die im Wesentlichen aus Selbstbildern besteht.

 

 

 

 

 

Was bleibt von all den Ängsten und Begierden, die mit den problematischen Lebensumständen verbunden sind und Tag für Tag den grössten Teil der Aufmerksamkeit beanspruchen? Nichts als ein Strich zwischen Geburts-und Sterbedatum auf dem Grabstein, ein paar Zentimeter lang.

Für das egozentrische Selbst ist das ein deprimierender Gedanke. Für das Selbst ist er befreiend.

 

 

Wer mit dem Tod lebt, im völligen Hinnehmen der eigenen Endlichkeit ohne sich dagegen zu wehren und  zuversichtlich auf das eigene Ende zugeht, für den gewinnt der Moment eine viel grössere Kostbarkeit. Es gilt die Grundregel der Ökonomie: die knappen Güter sind teuer, die reichlich vorhandenen billig. Solange man in der Illusion lebt, ewig hier zu sein, ist der einzelne Moment von geringer Bedeutung – sodass man ihn mit jeglicher Banalität füllen kann. Sobald man aber um sein Ende weiss, und mit ihm rechnet, gewinnt das Leben ungeheuren Wert.

 

 

 

Ein Grossteil des Lebens wird damit verbracht, die Existenz des Todes auszuklammern, vorzugeben, dass er nicht existiere. Dann wird natürlich die Konfrontation mit dem Unvermeidlichen angstbeladen.

Der Schatten der Todesangst legt sich ins Leben hinein und überschattet auch die schönste Freude mit einem Schimmer einer Ahnung: es geht vorbei und ist dadurch irgendwie illusionär.

 

 

Klagen wir, wenn ein Schmetterling seinen Kokon verlässt oder wenn eine Schlange ihre Haut abstreift? Wieso klagen wir, wenn ein Mensch seine Hülle ablegt?

Das Klagen ist egoistisch – man klagt über sich selber, da man das Objekt seiner Bedürfnisse verloren hat.

 

 

 

Der Tod stellt uns vielen Fragen. Wenn wir nicht aufhören zu sein beim Sterben, was ist dann das Wichtigste für uns? Wenn unsere gesamte Existenz nicht limitiert ist auf den vergänglichen Körper, was ist dann noch wirklich relevant?

Vieles versinkt dann in der Lächerlichkeit und in der Banalität. Warum Zeit verschwenden?

 

 

 

 

Der Mensch weiss von seinem Tod. Hat ihn, wenn er nicht verdrängt wird, immer vor Augen.

Es ist nicht irgend ein Ereignis des menschlichen Lebens, sondern es ganz wird verschwinden.

 

Krankheit, Leid, Unwissenheit, Unvermögen, Ohnmacht – all das sind Erfahrungen, die ihm die Begrenztheit seines Lebens verdeutlichen.

Tod ist das sichtbarste Zeichen menschlicher Endlichkeit.

 

Der Tod stellt den Menschen in allem Tun in Frage. Erst in der Begegnung mit ihm zeigt es sich, ob das Leben gelingt oder nicht, ob Sinn aufscheint, der auch im Moment des Todes Gültigkeit behält.

 

 

 

 

 

 

memento muori bedeutet, täglich den Tod vor Augen zu haben, und zwar nicht auf trübsinnige Weise, sondern als Anstoss zum Ganz-und gar Lebendigsein.

Die Zeit ist nicht unbegrenzt. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Was fehlt der Welt ohne mich?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 „Nie stille steht die Zeit

Der Augenblick entschwebt,

und den du nicht benutzt,

den hast du nicht gelebt.“

Friedrich Rückert „Weisheit der Brahmanen“ 1835)

 

 

 

 

 

Glück ist da, wo Wünsche stillstehen. (SB 8.19.21-27)

 

 

 

 

Dass man nicht kann, ist immer verziehen bei Krishna. Aber das Nicht-wollen liegt in der Eigenverantwortung.

 

 

 

 

Nie ist der Mensch grösser als in den Momenten, wo er hinkniet, wo er sich verneigt vor Sri Krishna.

 

 

 

 

 

Echte Spiritualität bedarf der Bereitschaft für das vollkommene Ende

Wir leben davon, dieses Ende so weit wie möglich hinauszögern. Das natürliche Verhältnis zum Tod ist verloren gegangen. Das Ende ist in diesem Moment… nur: bist du bereit dazu?

 

 

 

 

 

Am Sterben

 

Ich sah mich einer Situation gegenüber, die durch keinen Aufwand an Arbeit, Anstrengung, Planung oder Mühe zu bewältigen war. An allen Fronten vernichtend geschlagen, darf ich nun lernen, aufzugeben und anzunehmen – ich war geworden, wie ich nie werden wollte.

Aus der Annahme dessen, was ich mir nie ausgesucht hätte, erwuchs eine Freiheit, die ich da nie erwartet hätte.

Paradox: Im Nachgeben, einen Schritt auf die Seite zu treten, war tieferes und lebendigeres Glück als im Kampf um ein besseres Leben und eben gerade nicht die tragische Leere und Verzweiflung, die ich da ein Leben lang erwartet hatte.

 

 

 

 

 

Wenn der Weg unendlich scheint und plötzlich nichts mehr gehen will, wie man es sich vorstellt, genau dann darf man nicht zaudern.

Noch gewaltiger als das Schicksal ist der Mut, es unerschütterlich zu tragen.

 

 

 

In seinem Buch „Sein und Zeit“ denkt der Philosoph Martin Heidegger den Menschen ganz radikal als „Sein zum Tode“, als das einzige Lebewesen, das von seinem Tod weiss und eigentlich nur bewusst lebt, wenn er in jedem Moment seines Lebens darauf hin zielt.

Alles, was man tut, bekommt von diesem Bewusstsein her eine besondere Tönung. Daher ist Entschiedenheit gefordert, in jedem unwiederholbaren Moment des Lebens wirklich dem Widmung zu schenken, was man als wertvoll erachtet und nicht bloss zu tun, was man so tut und sich auf diese Weise ans Getriebe der Welt zu verlieren.

 

 

 

 

 

 

Im Sterben wird alles vernichtet, was man aufgebaut hat und was einem lieb war. In der bewussten Annahme dieser Tatsache erkennt man den Wert des Lebens und die einem zugehörige Leichtigkeit wird wieder erlebbar.

 

 

 

Illusion

Es müsste einem doch nach Jahren des Scheiterns langsam auffallen, dass was auch immer man versucht, in Besitz zu nehmen, man wieder verlieren wird.

Interessanterweise fällt es niemandem auf. 

 

 

 

 

 

Jedes Leid des Menschen kann nur in der Unbewusstheit überleben. Es vermag in der klaren Aufmerksamkeit keinen Staub aufwirbeln und kein Bewusstsein trüben.

 

 

 

 

 

Die Geschichten und Dramen, die Konzepte und Vorstellungen – all das, womit sich der Geist normalerweise beschäftigt, ist eine Eintrübung des reinen Bewusstseins und der Klarheit der reinen Wahrnehmung. Das Wahrnehmende bleibt immer regungslos, still und wach.

 

 

 

 

 

 

Der Geist ist die Instanz, die sich für das Ich den Menschen ausgibt.

Das Vergessen dessen, was ich wirklich bin, eine unvergängliche Seele, ist das Fundament allen Leidens.

Wenn man den Zustand der Gewahrnehmung des Ewigen verlässt, nisten sich endlose Gedanken und Ideen im Bewusstsein ein, die in sich schon Schwerheit sind und de ursprüngliche Leichtigkeit meines Seelenzustandes benebeln.

 

 

 

Jedes Gefühl hat in der Tiefe keinen Grund mehr.

Zum existenziellen Schmerz, der keinen Grund mehr hat – denn alle Gründe sind oberflächlicher Natur – gilt es vorzudringen. Er erweckt einen zu unglaublicher Lebendigkeit. Das ist der Schmerz des Erwachens. Er ist ein Lösungsschmerz und kein Halte-Schmerz.

Er ist das Tor zur Freiheit und ist notwendig, weil mein Identitätsgefühl ein begrenztes war und weil man sein Leben gegeben hatte, nach Kleinheit und Beschränktheit zu suchen, nach irgendeiner Form von Identität im Sichtbaren.

 

 

 

 

 

Die Angst, verlassen zu werden, zwingt einen Menschen auf den Weg der Verhaftung, der Anklebung an Objekte. Man versucht krampfhaft, die Aufmerksamkeit an Gebilden festzukrallen, damit sie ja bleiben mögen.

Die Perspektive auf seinen geliebten Partner und seine Kinder und auf seinen Freundeskreis zu limitieren ist kurzsichtig.

Alle Ängste drehen sich dann in diesem ganz kleinen Kreis. Dass einem aber die gesamte Welt verlässt – dies betrachtet man nicht einmal mehr.

Im Seelenbewusstsein geschieht eine solche Ausweitung des Bewusstseins, solche Getragenheit in allem drin, solche Verbundenheit auf alles hinzu, dass aller Verlust nicht einmal mehr als solcher wahrgenommen wird.

 

 

 

 

„Zu leben lernen muss man das ganze Leben hindurch. Indes, worüber du dich wohl noch mehr wundern magst: Das ganze Leben muss du sterben lernen.“

Seneca

 

 

 

 

 

 

Die Angst vor dem Tod hält uns nicht vom Sterben ab, sondern vom Leben.

 

 

 

 

 

 

 

Es ist ein grosses Geschenk, solche Momente bewusst zu erleben ohne sie von der Atmosphäre des Drama zu verdunkeln.
Widerstandslos dem Fluss der Prakriti zuschauend - dem, was eben zu geschehen hat - schenkt Zugang und Einkehr in der Unvergänglichkeit. Es ist die Perspektive der Seele.

 

 

 

 

Ist es nicht erstaunlich, dass ein Mensch lebendiger wird, wenn er dem Tod näher kommt…

Nicht durch körperliches Alter, Krankheit oder andere Bedrohungen auf der körperlichen Ebene, sondern durch die Nähe eigenen Zulassens und aktiv selber auf den Tod hinzutreten.

 

 

 

 

 

Unter Leben verstehen viele Menschen die Suche, an der Oberfläche nach einem möglichst weit entfernten Orten vom Tod suchen…

Man darf diese Verkrampfung aufgeben und erkennen, dass es diesen Ort nicht gibt, dass jeder Moment sich immer in Todesnähe befindet.

Denn wer so etwas weiter versucht, ist auf der Flucht und der Flüchtige kann nie im Frieden sein.

 

 

 

 

 

Nicht-Respekt vor dem Tod

Eine unglaubliche Tragik taucht auf, wenn wir nicht die gleiche Annahme, die gleiche Haltung und das gleiche Bewusstsein gegenüber dem Tod in uns tragen, wie wir es gegenüber dem, was wir für das Leben halten, aufweisen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses kleine Bruchstück eines eigenen Lebens  wird erst vollständig, wenn es ganz gelassen wird, wenn es gänzlich hingegen wird.

 

 

 

 

 

Die Diagnose bekommen wir mit der Geburt: dass wir sterben müssen, irgendwann. Was macht man mit einer tödlichen Diagnose, welches Leben führt man, wenn der verbleibende Rest überschaubar kurz ist, das Ende nicht jenseits des Horizonts, wie wir alle glaubten, um unbesorgt weitermachen zu können, sondern in Sichtweite?

In einem Moment belebte Materie, im nächsten dasselbe, nur ohne Adjektiv.

In diesem kleinen Adjektiv birgt sich den Schlüssel, worum sich eigentlich alles im dieser kurzen Lebensspanne zu drehen hätte.

 

 

 

 

 

 

Wer bist du, wenn dein Selbstbild (deinen Namen tragend) nicht mehr existiert?

Gedanken über den Tod

 

 

 

 

Tod

Was geschieht mit der Welt, wenn meine Sinne sie nicht mehr wahrnehmen? Sie besteht unberührt weiter.

Für das verbissene Ich, welches sich Wert erarbeitet und gesehen werden will, scheint das ein deprimierender Gedanke zu sein. Die Seele versteht es tief. Diese Erkenntnis bereits jetzt integrierend erhält das Handeln eine ganz andere Qualität. Frei von der Selbstbehauptung darf es einfach still geschehen. Das eigene Wertgefühl und die Freude werden nicht mehr mit den Resultaten des Tuns verknüpft.

Ununterbrochene Leichtigkeit durchzieht dann das Gemüt.

 

 

 

Verlust geschieht unvermeidlich im Leben. Man verliert Besitz, Position und Status, und auch Menschen, die einem lieb und nahe waren.

Im Augenblick des Verlierens rebelliert das Ich, das glaubte, Kontrolle inne zu haben.

Er mindert die Position dieses Ichs. Man stellte sich vor, dass nun, wo die Ich-Instanz den Überblick verliert, ein endloser Ozean des Leidens übrig bliebe. Doch es war eine Täuschung, eine Selbstrechtfertigungs-Strategie des Geistes, der solche Szenarien generierte.

Man war programmiert, dass Verlust Unglück bedeute.

Exakt einen Schritt dahinter aber betritt man den Raum, der von der Erscheinung, die sich gerade auflöste, besetzt war.

In dieser Ausweitung spürt man die Aufforderung zur Hingabe ins Unbekannte.  

 

 

 

 

 

 

Wenn man das Ende genauso umarmt wie das, was jetzt gerade ist, wird das Leid des Verlierens aufgelöst. Die Zuneigung, die man zu Menschen und Dingen verspürt wird auf der tieferen Ebene nicht geschmälert, nur weil ich gerade von der Lebensbühne abzutreten habe.  

Dann beginnt sich die Verhaftung zu lösen, welche sich für die Liebe ausgegeben hatte.