Tierrechts-Kurzfilm

Eine Produktion des Ashrams

(Mit Nandarani, Ramanuja und Krishna Chandra)

 

Unsere Beziehung zum Tier

 

Tiere sind entweder geliebte Haus- und Kuscheltiere oder tauchen unter in einer anonymen Masse, die wir dann töten lassen und auf dem Teller verspeisen.

Diese Irrationalität im Umgang mit Tieren bedeutet, dass man einige Tiere vermenschlicht und zur Kompensation mangelnder sozialer Beziehungen werden lässt und auf der anderen Seite Tiere instrumentalisiert für Eigeninteressen. Zwecks Gaumen- und anderen Selbst-Interessen werden sie entindividualisiert.

 

Der Mensch hat sich eingeredet, die Krönung der Schöpfung zu sein. Anstatt nun voller Mitgefühl und Segen diese Verantwortung anzunehmen, sind wir Ausbeuter geworden und leben eine Weltanschauung, die einen glauben lässt, dass alle anderen Kreaturen nur dazu geschaffen seien, dem Menschen Nahrung und Pelze zu liefern, um gequält und ausgerottet zu werden. Man spricht den Tieren willkürlich ihren eigenen Existenzzweck ab.

In der Bibel (2, 4-25) heisst es, wir sollten uns die Erde untertan machen. Dies bedeutet nicht, wie es in der Moderne verstanden und überhaupt erst möglich geworden ist, sie auszubeuten, sondern sie zu bebauen und zu pflegen. „Herrschen über die Tiere“ heisst, als Ebenbild Gottes für die Tiere Verantwortung tragen. Es bedeutet, die erhaltene Liebe Gottes zu den Geschöpfen hin weiter reflektieren zu lassen.

Doch wenn wir über die Beziehung des Menschen zu seinen Mitgeschöpfen, den Tieren, nachdenken, nimmt man in erschreckendem Masse wahr, wie sehr unsere Gesellschaft auf institutionalisierte Gewalt gegen Tiere gegründet ist.

 

Wir befinden uns mit den anderen Geschöpfen dieser Erde im Krieg. Überall hat der menschliche Imperialismus die Tiervölker versklavt, unterdrückt, ermordet und verstümmelt. Überall um uns herum liegen die Sklaven- und Vernichtungslager, die wir für unsere Mitgeschöpfe errichtet haben: Zuchtfabriken und Schlachthäuser – Dachaus und Buchenwalds für die besiegten Arten.

Wir schlachten Tiere, um sie zu essen, zwingen sie, zu unserem Vergnügen alberne Tricks auszuführen, erschiessen sie im Namen des Sports und rammen ihnen Haken ins Fleisch. Ihre ursprüngliche Heimat haben wir annektiert.

 

Das Angewöhnte ist bequem. Die Frage des Gewissens aber lautet: Ist es gerecht?

Alles, was das Tier kann, darf es auch. Der Mensch kann viele Dinge, die er nicht darf.

 

Entpersönlichung

In „politics and language“, einer im Jahre 1946 veröffentlichten Abhandlung, machte George Orwell deutlich, inwiefern politische Schriften und Reden oft die „Rechtfertigung des nicht zu Rechtfertigenden“ sind, das heisst, dass sie sich korrupter Sprache, Weitschweifigkeit, abgedroschener Ausdrücke, verschwommener Begriffe, Zweideutigkeit und sprachlicher Beschönigungen bedienen.


Es macht es uns leichter, Tiere oder Menschen zu töten, wenn wir sie uns nicht als solche vorstellen. Durch die euphemisierte Sprache machen wir sie zu weniger als dem, was sie sind.

 

Die Entpersönlichung der Tiere begann schon mit Aristoteles, der den Tieren Vernunft absprach und sie der Kategorie der unbeseelten Gegenstände zuordnete.

Aristoteles schrieb in seiner „Politik“ (1. Buch, Kapitel 8), Tiere seien „der Menschen wegen da“; „die Natur habe sie alle um der Menschen willen gemacht.“

 

Damit wurde die Grundlage des Reduktionismus gelegt, einer Sichtweise der Welt, in der die Natur nur deswegen existiert, um den Interessen des Menschen zu dienen. Der inhärente Sinn in den Dingen wird nicht berücksichtigt und gänzlich übergangen. Man schafft sich den Sinn selber und fragt und forscht nicht nach der Absicht ihres Herstellers, ihres Schöpfers.

 

Aristoteles behauptete, die Herrschaft des Menschen über die Tiere erstrecke sich auch auf die Sklaven und beinhalte zudem die Herrschaft des Mannes über die Frau.

Er schreibt: „Menschen, die hinter anderen zurückstehen, ähneln domestizierten Tieren, weil sie Sklaven von Natur aus sind.“ Seine Pflichten unterschieden sich nicht von denen eines Arbeitstieres, und seine Erwerbung lässt sich mit der Jagd vergleichen.“ („Politik“, 1. Buch Kapitel 5)

 

Diese Denkweise impliziert, man könne Tiere für seine eigenen Zwecke nutzen ohne Unrecht zu tun. Wie unser heutiges Recht klassifizierte auch das römische Recht Tiere als Eigentum und folglich als Sache ohne eigene Rechte.

Das Christentum übernahm diese Doktrin von der Vormachtstellung des Menschen.

Augustinus (354-430) schrieb, das sechste Gebot („Du sollst nicht töten“) gelte nur auf Menschen, nicht für „vernunftlose Wesen, ob sie nun fliegen, schwimmen, laufen oder kriechen. Die gerechte Anordnung des Schöpfers hat ihr Leben und ihr Sterben unserem Nutzen angepasst.“ (Augustinus, „der Gottesstaat“, 1, 20)

 

Der mittelalterliche Theologe Thomas von Aquin (1225-1274) erklärte, es sei nicht verwerflich, Tiere zu töten, denn sie seien nicht um ihrer selbst willen, sondern für den Menschen erschaffen.“ (zitiert in Salisbury „Beast within“, S. 16)

Er stellte nicht nur in Abrede, dass Tiere Vernunft besässen, sondern sprach ihnen auch ein Leben nach dem Tod ab. Das heisst, man könne sie bedenkenlos und straflos erschlagen. Genau dies dachten die europäischen Einwanderer zur Zeit ihrer ersten Begegnungen mit den Eingeborenenvölkern von Afrika, Asien und Amerika.

Rene Descartes ausgearbeitete Doktrin lautete, „Tiere sind reine Maschinen oder Automaten, wie Uhren, fähig zu komplexem Verhalten, aber ganz und gar ausserstande zu sprechen, vernünftig zu denken und sogar etwas zu fühlen.“

Descartes Schüler behaupteten, Tiere empfänden keinen Schmerz, und ihre Schreie und ihr Gezappel seien rein äusserliche, mit keinerlei inneren Empfindungen verbundene Reflexe.

Die Rechtfertigung der menschlichen Vorherrschaft geht voran und befreit sich gleichzeitig auch immer mehr vom Verdacht eines Verbrechens.

Edgar Koberwitz (Vegetarier, Pazifist und Kriegsdienstverweigerer) schreibt, nachdem er fünf Jahre Konzentrationslager der Nazis überlebt hatte, über die Grausamkeit des Tötens von Tieren. Er erwähnt die süsse, lockende Stimme der Bäuerin, die den Hühnern goldene Körner hinstreut, sie dann an der Gurgel packt und tötet. „Ja, - ich fürchte mich vor diesen Händen. Sollten sie nicht zur ähnlichen Tat am Menschen fähig sein? Du sagst nein, - ich sage ja! Denn alles beginnt im Kleinen, alles lernt man im Kleinen, ….auch das Töten.“