Radharanis Lotosfüsse

So wie der Lotos inmitten eines Sumpfes herauswachsen mag und dennoch nie in Berührung mit dem Morast ist, stellen die Lotosfüsse von Srimati Radharani das transzendentale Ziel aller Bhaktas dar, welches nie in irgendeinem Zusammenhang mit der Wandelwelt steht.

Der Lotos ist das einzige Ding in dieser Welt, was nicht von Brahmas Schöpfung entstammt, denn er als Schöpfer ist selber auf einem Lotos geboren worden. Deshalb wird das Symbol des Lotos immer wieder dazu verwendet, um auszudrücken, dass es sich hier nicht mehr um etwas Geschöpftes, sondern um etwas Unvergängliches, handelt.

Das Ziel von wahrer Bhakti ist es nicht, den Nektar von Rasa oder die Freude der Teilnahme an Krishnas ewigem Spiel zu kosten. Sie zielt weder auf die direkte Begegnung mit Gott hin, noch um irgendeine Erleichterung von Leiden.

Das ewige Dienen, sich einfach ganz Seinem Wunsch auszuliefern, ist das Ziel.

Ein solcher Bhakta ist nur bereit, in Gottes Reich einzugehen, da ihn da intensivere Aufgaben des Dienens erwarten. Das bedeutet, er ist mehr an der Kraft Radhikas, an Bhakti, interessiert als an Gott selber.

Deshalb bevorzugen alle Bhaktas Srimati Radharani immer selbst vor Sri Krishna.

 

Selbst Rasika Shekara, der höchste Geniesser, sitzt in den Wäldern von Vrindavan zu Füssen von Radharani und ist bereit, ihr alles, selbst seine Flöte, zu schenken, wenn er sich nur vor diesen Füssen verneigen darf. Mögen diese Füsse auch für mich immer meine Zuflucht sein. (Radha Rasa Sudhanidhi, Vers 13). Diese Füsse sind Govinda jivana dhana, der Reichtum von Govindas Leben (Radha Rasa Sudhanidhi, Vers 22)

 

„O Radhika, bitte führe mich ein in den Seva zu deinen lieblichen und leuchtenden Füssen, welche den Dham (Ruheort) von agadha-Rasa (unvergleichlich tiefer Gottesliebe) sind.“ (Radha Rasa Sudhanidhi, Vers 123)

Sri Krishnas Schönheit kann nur derjenige kosten, der voller Liebe ist. Srimati Radharani ist prema laksmi, die vorherrschende Göttin reiner Liebe. Deshalb ist im Seva zu Ihr der vertraulichste Rasa zu finden.

„Srimati Radharanis Lotosfüsse, die mit grosser Sorgfalt von Sri Krishna selber mit roter Farbe geschmückt werden; welche von den jungen Kuhhirtenmädchen von Vraja gepriesen werden, und die in den Herzen der vedischen Texte verborgen und die voller tanzender Verspieltheit sind – sie sind meine einzige Zuflucht.“ (Radha Rasa Sudhanidhi, Vers 206)

 

Auf Swaminis Lotosfüssen existieren 19 verschiedene wundervolle Zeichen, die in unserem Leben aktiv werden, wenn über sie meditiert wird.

Als angehende Dienerinnen von Sri Kishoriji sind uns diese Füsse natürlich unendlich kostbar und wertvoll. Radhikas Füsse, der Seva zu Ihr, ist unser Leben und das, was uns als Seele ausmacht. Seva diya rakho pran „Swamini, schenke mir nun den vertraulichen Seva zu dir und rette auf diese Weise mein Leben....“

Das folgende sind ein paar kleine Anregungen zur Meditation.

Vajra (Donnerkeil):
-in aisvarya: all meine Hindernisse, meinen Stolz und meine anarthas sind eigentlich unüberwindlich. Doch durch Ihre Gnade wird alles gleich in Staub verwandelt.
-in madhurya: Radhikas Selbstkontrolle und Fassung (dhairya) ist wie ein gewaltiger Berg. Aber Krishnas Schönheit wirkt wie ein Blitz, welcher all ihre Vamya Bhava, ihre Scheue und das Gefühl, Dharma befolgen zu müssen, zu Staub zermalmt.

 

Stock, welcher für die Kontrolle von Elefanten gebraucht wird:
-in aisvarya: Mein Geist ist wie ein wilder Elefant. Nur du schaffst es, ihn zu zähmen.

-in madhurya: O Radhika, niemand kann den wilden Elefanten Krishna kontrollieren. Wenn du nur eine Augenbraue hebst, ist er gleich gänzlich unter deiner Kontrolle (yo brahma rudra suka narada bishma mukhya..)

Jaya pataka (Sieges-Flagge):

-in aisvarya: So viele Leben wurde ich besiegt von Maya... nun in der Hingabe zu dir, nimmst du ihren Einfluss zurück... und sie wird ganz leicht überwindbar (Gita 7.14)... das ist mein Sieg, der eigentlich deiner ist.

-in madhurya:
Im Würfelspiel besiegt Radhika Krishna immer wieder. Als Manjari werde ich mit einer grossen Fahne an die Yamuna gehen und sie schwenken unter grosser Freude.
Krishna ist so berührt von der Nishta der Manjaris, dass er dieses Zeichen auch auf seinen Füssen haben möchte...

 

Gerstenkorn:

„o Svamini, nur im Seva zu dir werde ich genährt.“

Chakra:

 Radhika ist die Gebieterin von ganz Vraja-Mandala. Alles dreht sich nur um Sie.

Sri Krishna ist das Zentrum aller Schöpfungen, doch in Vraja drehen seine Gedanken  nur um Sie. Sie ist der Drehpunkt einer jeden Handlung von Sri Govinda.

 

Schirm:

Wenn Sri Krishna Govardhan wie ein Schirm über Sri Vrindavan hält und somit allen Zuflucht schenkt, ist das nur sein Ausdruck seiner Dankbarkeit zu Srimati Radharani, die für ihn das Ein und Alles darstellt. Er erinnert sich, wie diese Füsse, die mit einem Schirm geschmückt sind, für ihn seine Zuflucht darstellen. Gemäss seinem Versprechen in der Gita (4.11) versucht Krishna durch das Govardhan-Lila nun nur sein Verschuldetsein zu begleichen.

 

Armreif:

So wie der Armreif in allen Tätigkeiten immer an der Hand ist, so ist Sie bei allen Bewegungen Sri Govindas immer in seinen Gedanken. 

 

Blume:

Kishoris Eigenschaften und Mahima (Herrlichkeit) verbreiten sich in Vrindavan in alle Richtungen hin aus, genauso wie der Duft einer Blume.

 

Linie, welche den Fuss von oben herab durchquert:

Ihre Gnade streckt sich auch nach uns aus und möchte uns zur höchsten Destination hinziehen – zum Seva zu ihr. Für uns ist es die Lebensrettungs-Leine.

 

Lotosblume:

Alles an Radhikas Wesen und Form ist transzendental und von erstaunlicher Schönheit (der Lotos weist darauf hin, dass alles an Radhikas Gestalt advaita ist, nicht duale Wirklichkeit).

Nur schon der Abdruck ihrer Füsse im Staub von Vraja, hinterlässt in Sri Krishna den Eindruck, er würde einen Darshan haben von ihrem wunderschönen Gesicht.

 

 

Schlingpflanze:

Dass eine Schlingpflanze auf ihren Füssen residiert, bedeutet, dass der Seva zu Radharani nur in den vertrauten Wäldern von Vrindavan, die von Vrinda devi überblickt werden, erlangbar ist.

Der Seva zu Ihr (Ihre Füsse) ist die Heilpflanze (Lata) für jede einzelne Seele.

So wie eine Schlingpflanze immer wieder neue Möglichkeiten findet, sich an einem Baum hochzuziehen, entdeckt Srimati Radharani immer wieder neue Gelegenheiten, aus Yavat heraus zu schleichen, um in den Wäldern von Vrindavan Sri Krishna zu begegnen.

Diese Schlinpflanze repräsentiert ihr Asha-bandha, ihre grosse Hoffnung, die eine Manifestation ihrer Prema ist.

 

Halb-Mond:

Radhika ist am 8. Tag des zunehmenden Mondes erschienen (bei Halbmond).

Ein Teil von Radhikas inneren Stimmungen sind sichtbar, doch viele bleiben auch verborgen und sind nur dem Rasika (Rasika-Shekhara) bekannt. Das ist die Natur von Parakiya Bhava.

Sri Siva ji schmückt sein Haupt mit diesem Halbmond, was bedeutet, dass auch er ständig über diese Füsse meditiert. Aus dieser Meditation ist sein „Radha kripa kataksha“ entsprungen.

 

Fisch:

Wie ein Fisch nicht zu überleben vermag ohne das Element Wasser, so kann Srimati Radhika keinen Augenblick weiter existieren ohne die Gemeinschaft Syamasundars.

Die Dunkelheit, die ein Blinzeln ihrer Augenlieder auslöst, empfindet sie wie viele Weltzeitalter (Bhagavatam 10.31.15). Sie möchte für keinen Moment mehr getrennt sein von Ihrem Priya-Priyatam. Sri Krishna hat dieses Zeichen ebenfalls auf seinen Füssen, da er ebenso fühlt.

Der Seva der Manjaris, Radha und Krishna zusammen zu bringen, ist das, was die letztliche Erfüllung und der Zweck aller materiellen und spirituellen Welten darstellt.

 

Berg:

In Vrindavan dienen alle Einwohner dem auserlesenen Govardhan. Doch Sri Giriraj selber verehrt Ihre Lotosfüsse.

Da sich Govardhan so sehr sehnt, Radhika zu dienen und immer wieder neue Gelegenheiten für den Austausch mit Syamasundar arrangiert, gewährt ihm Srimati Zuflucht bei Ihren Füssen.

Möge Sie auch unsere kleine Sehnsucht wahrnehmen und uns auch die Zuflucht zu Ihr gewähren.

 

Wagen:

In jedem kleinen Seva zu Radharani wird der Wagen des Geistes (mano-ratha) immer sofort weggetragen. Das bedeutet, dass der Seva zu ihr ungeheure Absorptions-Kraft innehat.

„Möge mich dieses Zeichen auf Radhikas Füssen segnen.“

Das, was unerreichbar weit weg ist, ist mit einem Wagen leicht erreichbar. Erst wenn Sri Krishna sich vor Radharanis Füssen verneigt, hat er das Gefühl, angekommen zu sein bei seinem Manobhistha, seinem eigentlich unerfüllbaren und weit entfernten Herzenswunsch.

 

Keule:

Die Keule von Radharanis Maan zerstört Sri Krishnas Gelassenheit und seine Fassung.

 

 

Muschelhorn:

Am Ende der Bhagavad Gita (18.78) offenbart Krishna, dass überall dort, wo er ist, immer auch Sieg sei. Das Muschelhorn auf Radharanis Füssen zeugt vom Sieg über denjenigen, der mit seiner Schönheit immer alle besiegt.

 

Opferaltar:

Hingabe zu Srimati Radharani ist das letztliche Ziel von allen Opfern.

In der Gita (5.29) spricht Krishna davon, dass die Seele jede einzelne Tätigkeit, jede Bewegung und jeden Atemzug auf ihn als dem letztlichen Nutzniesser davon, ausgerichtet sein solle.

Im Rupanuga-Bhajan wird dieses Verständnis noch ausgeweitet und vertieft: Da die Kinkari nur Kishori kennt, wird natürlicherweise alles nur für Sie und Ihr Wohlwollen ausgeführt.

 

Ohrring:

Radharanis Ohren sind immer geschmückt mit der Begierde, über Sri Krishna zu hören.

Da das Hören über Krishna einen absoluten Liebesdienst darstellt, ist er auch nicht verschieden von der Umarmung mit ihm. Eine solche erfährt Srimati alleine im Hören über Krishna. Deshalb ist das Sprechen von Harikatha eine wesentliche Weihehandlung der Dienerinnen von Radharani.