Bhakti

Alle moderne und akademische Auseinandersetzung mit der indischen Spiritualität geschieht immer nur im Lichte der Advaita, in der sie natürlich auch bhakti integrieren - in verzerrter Form. 

 

Wenn bhakti nur einem Befreiungspragmatismus dienen würde, wäre sie verzweckt. 

"Anya-abhilasita sunyam" ist nur der Einleitungsvers des Bhakti rasamrta sindhu. Und dann geht es weiter.... 

Aisvarya-mayi-bhakti zu madhurya-mayi-bhakti. 

 

Sadhana-bhakti, bhava-bhakti, prema-bhakti 

 

Sadhana wird unterteilt in Vaidhi-bhakti und Raganuga-bhakti. 

Raganuga-bhakti wird unterteilt in Sambhandanuga-bhakti und Kamanuga-bhakti. 

Kamanuga-bhakti wird unterteilt in sambhog-iccha-mayi und tad-tad-bhava-iccha-mayi. Dies wird wiederum unterteilt in Radha-snehadika, sama-snehadika und Krishna-snehadika. 

Radha-snehadika wird 5-fach unterteilt (diese nennt man sakhis: prana-prestha, priya, nitya, prana und sakhis) 

prana-prestha-sakhis haben suhrt-rati zu Radhika. Wenn diese eine stayi-bhava ist, nennt man dies bhavollasa-rati oder Manjari-bhava. Das ist anarpita carim cirat (cc adi 1. 4) - das einzigartige Geschenk Mahaprabhus. 

 

Diese Suddha-bhakti steht weit jenseits dem via-negativa- Verständnis von Bhakti, wie die westliche Welt nun bhakti zu verstehen scheint. 

 

Wie definiert das Bhagavatam Moksa (Befreiung)? 

muktir hitva anyatha rupam svarupena vyavasthitih (2.10.6) 

Moksa ist die Verankerung im ewigen Körper des Lebewesens (svarupa) nachdem man alle grob- und feinstofflichen Körper abgelegt hat." 

 

Das Bhagavatam (3.29.13) erklärt, dass eine Seele auf dem Pfad der Suddha-bhakti alle Formen der Befreiung ablehnt, selbst wenn sie ihm von Gott persönlich angeboten werden. 

Nämlich 

-Salokya - auf dem gleichen Planeten wie der Herr zu leben 

-samipya - ein Gefährte des Herrn sein (jemand, den der Herr wie sein eigenes Selbst betrachtet) 

-Sarupya - die gleiche Form wie der Herr anzunehmen (eine vierarmige Form in Maha-vaikuntha) 

-Sarsti - die gleichen Opulenzen wie der Herr zu geniessen 

und natürlich ekatva (sayujya), die Verschmelzung mit der Form des Herrn, da hier sogar jeglicher liebevoller Austausch zwischen Gott und der ewigen Seele (Rasa) verunmöglicht wird. 

 

Was ist denn das Ziel von Suddha-bhakti, das sadhya? Die motivlose und ununterbrochene Möglichkeit, dem geliebten Herrn zu dienen. 

 

König Prithu drückt diese Neigung der Anhaftung an die Bhakti sehr schön aus: 

 

"Mein lieber Herr, wenn sich mir nach der Befreiung nicht die Möglichkeit bietet, über deine Herrlichkeit zu hören - jene Herrlichkeit, über die reine Gottgeweihte aus dem Innersten ihres Herzens zum Lobpreis Deiner Lotosfüsse singen - und wenn es mir nicht möglich ist, diesen Honig transzendentaler Lieblichkeit zu erlangen, werde ich niemals um Befreiung oder sogenannte spirituelle Erlösung bitten. Ich werde immer nur zu dir, O mein Herr, beten, dass du mir Millionen von Zungen und Millionen von Ohren geben mögest, so dass ich ständig über deine transzendentale Herrlichkeit hören kann und sie besingen darf." 

(SB 4.20.24) 

 

"Maharaja Bharata gab alles auf, was anderen schwer fällt, aufzugeben. Er trennte sich von seinem Königreich, seiner Frau und seiner Familie. Sein Reichtum war so gross, dass ihn selbst die Halbgötter darum beneideten, und doch verzichtete er darauf. Er konnte allem entsagen, weil ihn die Schönheit und die Füllen Gottes derart bezauberten. Krishna ist so anziehend, dass man um Seinetwillen alle wünschenswerten Dinge aufgeben kann. Ja, für diejenigen, deren Geist sich zum liebevollen Dienst des Herrn hingezogen fühlt, wird selbst die Befreiung etwas Unbedeutendes." 

(SB 5.14.44) 

 

"O mein Herr, Quelle aller Möglichkeiten, ich wünsche mir nicht, auf den himmlischen Planeten oder auf Brahmas Planeten zu genießen, und ich möchte auch nicht der höchste Herrscher über alle irdischen Planeten oder über die niederen Planetensysteme sein. Weder wünsche ich mir, ein Meister der mystischen Yoga-Kräfte zu sein, noch wünsche ich mir Befreiung. Mein Herr, ich wünsche mir einzig und allein deine Gemeinschaft und die Möglichkeit, dir zu dienen - für alle Ewigkeit." 

(SB 6.11.25) 

 

Siva sagt zu Parvati: 

"Meine liebe Parvati, diejenigen, die Narayana ergeben sind, fürchten nichts. Ob sie zu den höheren Planetensystemen erhoben werden (wo alle himmlischen Genüsse erhältlich sind), ob ihnen Befreiung von der materiellen Verunreinigung zuteil wird, oder ob sie in die höllischsten Bedingungen des Lebens herabgestossen werden - sie fürchten nichts. Weil sie einfach den Schutz im Dienste des Herrn gesuchte haben, ist für sie jede beliebige Situation in der materiellen Welt so gut wie jede andere." 

(SB 6.17.28) 

 

"Mein lieber Herr, ich kenne nicht die transzendentale Glückseligkeit, die man in deinem hingebungsvollen Dienst erfährt, und deshalb bat ich dich um eine Gunst. Ich weiss, dass diejenigen, die reine Gottgeweihte sind und durch den Dienst an den Lotosfüssen grosser Seelen von allen materiellen Wünschen befreit wurden, für immer in das Meer transzendentaler Glückseligkeit getaucht und daher stets damit zufrieden sind, deine glückspendenden charakteristischen Merkmale ui lobpreisen. Für sie gibt es nichts anderes anzustreben oder zu erflehen." 

(SB 8.3.20-21) 

 

Sri Vishnu sagt zu Durvasa Muni: 

"Meine Geweihten sind immer damit zufrieden, im Hingebungsvollen Dienst tätig zu sein, und deshalb streben sie nicht einmal nach den vier Arten der Befreiung (salokya, samipya, sarsti und sarupya - es ist interessant dass hier, im neunten Canto des Bhagavatam die fünfte Art, sayujya mukti, nicht einmal mehr erwähnt wird). 

Du kannst dir also vorstellen, wie wenig ihnen an materiellem Reichtum oder Befreiung liegt, da sie nicht einmal an diesen Arten der Befreiung interessiert sind." 

(SB 9.4.67) 

 

Ein ähnliches Gebet sprechen die Nagapatnis (die Frauen von Kaliya): 

"Lieber Herr, der Staub von deinen Lotosfüssen ist sehr wunderbar. Jeder, der so glücklich ist, diesen Staub zu empfangen, kümmert sich nicht mehr um himmlische Freuden, Herrschaft über die Welt (Kontrolle gilt als die grösste Sinnesbefriedigung), mystische und magische Kräfte, oder selbst um die Befreiung aus dem materiellen Dasein. Mit anderen Worten, jeder, der den Staub von deinen Füssen anbetet, kümmert sich nicht im geringsten um alle anderen Stufen der Vollkommenheit." 

(SB 10.16.37) 

 

Die Vedas in personifizierter Form beten zu Krishna: 

"Mein Herr, durch dein Erscheinen in dieser Welt und dem Offenbaren deiner wunderbaren Spiele, wirkst du so anziehend auf deine Geweihten, dass sie sogar indifferent zur Befreiung werden." 

(SB 10.87.21) 

 

Sri Krishna unterweist Uddhava: 

"Mein lieber Uddhava, die Geweihten, die bei meinem Dienst völlig Zuflucht gesucht haben, sind in ihrer bhakti so standhaft, dass sie keinen anderen Wunsch hegen. Selbst wenn man ihnen die vier Arten spiritueller Füllen (die vier Arten der Befreiung) bietet, werden sie sich weigern, sie anzunehmen. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich nichts innerhalb der materiellen Welten wünschen." 

(SB 11.20.34) 

 

"Mein lieber Uddhava, jemand, dessen Bewusstsein völlig in mich und meine Taten versunken ist, strebt nicht einmal nach der Stellung Brahmas, der Herrschaft Indras über die Planeten, der acht mystischen Vollkommenheiten oder selbst der Befreiung." 

(SB 11.14.14) 

 

Am Ende des Bhagavatam sagt Lord Siva zu Devi: 

"Meine liebe Devi, dieser grosse Brahmana und Weise Markandeya hat unerschütterlichen Glauben und unerschütterliche Hingabe an den Höchsten Persönlichen Gott erlangt, und begehrt daher nach keiner Segnung, nicht einmal nach Befreiung aus der materiellen Welt." 

(SB 12.10.6) 

 

"O mein lieber Herr, O höchster persönlicher Gott, ich wünsche mir keine Segnung für mein religiöses Leben, noch streben ich danach, dass es mir wirtschaftlich gut geht, noch möchte ich Sinnesbefriedigung oder Befreiung geniessen. Ich bete nur darum, dein ewiger Diener werdenzu dürfen. Tu mir gütigerweise diesen Gefallen und gewähre mir diese Segnung." 

(Hayasirsa-Pancaratra) 

 

Sri Krishna erklärt selber, dass er Mukti sehr schnell gewährt, aber diese Suddha-bhakti, die ihn selber von seinem Geweihten abhängig werden lässt, nur selten verschenkt. (5.6.18) 

 

"Selbst diejenigen, die von aller Verunreinigung und allem Kontakt der Materie vollkommen frei sind, fühlen sich irreversibel zu der Schönheit Sri Krishnas angezogen." 

(SB 1.7.10)