geistige Kapitulation
Der denkende Geist will nicht verstehen, dass Loslassen kein Prozess ist, sondern dass das vollständige Loslassen in diesem Moment möglich ist, dass es möglich ist, die gesamte bisherige Existenz in einem Moment loszulassen. Die kleinen Schrittchen können die Ausrede sein vor dem Sprung.
Diesen Moment des Ganz-Loslassens ist der Moment von vollkommener Ernüchterung. Es ist die Ernüchterung all der falschen Hoffnungen und Illusionen, mit denen man am Vergangenen festhält, deren Last man auf dem Rücken trägt und aufgrund welcher man keinen wirklich freien lebendigen und unbeschwerten Schritt tun kann.
Das eigene Leben, die eigenen inneren Aktivitäten bestehen zum grossen Teil aus der Verhinderung von Erkenntnis.
Erkenntnis ist kein geistiger Prozess, wie die meisten glauben. Sie kann nicht mit Gedanken erreicht werden. Erkennen ist unmöglich ohne eine geistige Kapitulation. Wir glauben, in der geistigen Kapitulation würde man gar nichts mehr begreifen. Wie soll man etwas verstehen, wenn man keine geistige Anstrengung dafür unternimmt? Wie soll man etwas finden, wenn man im Geist nichts sucht? Es scheint widersprüchlich, dass es wirklich geschieht, wenn man den Krampf aufgibt.
Wie kann man innehalten, wenn man den Kampf nicht aufgibt?
Wodurch glaubt man, dass all das, was einem im Geiste beschäftigt hält, aufrechterhalten wird? Die Vergangenheit mit all ihren Prägungen? Die Zukunft mit all ihren Hoffnungen?
Nur weil man daran festhält. Das Leiden kann nur existieren, weil man daran festhält.
Der Geist kann nicht verstehen, dass sogar die Welt, die Materie, der Körper, alles, was man wahrnimmt, nur solange existiert, wie man daran festhält.
Wenn man nicht mehr festhält, existiert es auch nicht mehr als das, als das man es bisher kannte, nämlich als die eigene subjektiv gefangene Welt.
Dann ist es nur noch die objektive Wirklichkeit, die Welt Krishnas.
Man kann diesen Riss in der Zeit nicht herbeiführen durch einen Willensakt. Es ist der Moment bewusster Kapitulation, der Moment der Hingabe. Diese Hingabe erfordert für die meisten Suchenden eine Vorbereitungszeit. Der Geist ist nicht einfach bereit, zu kapitulieren. Er ist zu arrogant. Diese Arroganz muss zunächst geläutert werden, konfrontiert werden.
Die Arroganz ist das Resultat von vielen erlernten Missverständnissen und begrenzten Verständnissen, die über Generationen gelehrt worden sind.
Und es gibt wenige, die all das, was gelehrt worden ist und sich im kollektiven Unterbewusstsein eingenistet hat, in einem Moment zurückgelassen haben, die bereit waren, anzuhalten, bereit waren für den Riss.
Wenn man bereit ist, der Sehnsucht des Herzens Folge zu leisten, dann tut sich der Riss auf. Nicht als Willensakt, sondern ganz von selbst.
Der Geist kann das nicht verstehen und versucht, den Riss zu finden
Man kann sich nicht befreien. Aber man kann sehr wohl aufgeben, es zu verhindern. Denn ein Grossteil der Lebenskraft eines normalen Menschen fliesst in den denkenden Geist und in dessen Aktivität der Verhinderung.
Innehalten ist jetzt möglich. Übergabe an Krishnas Führung.