Srila Prabhupada als adi-Guru?
Viele Nachfolger von Prabhupada sehen die Präsentation dieses Lehrers als sakrosankt und abgeschlossen. So bezieht sich die Spiritualität dann nur noch rückwärtsbezogen auf die Worte, die einzig von ihm stammen. Das verhindert Weiterentwicklung, was die Lebensader des inneren Weges darstellt.
Einige Bhaktas möchten Srila Prabhupada zum Adi-Guru, zum hauptsächlichsten Guru in der Schülernachfolge hochstilisieren. Solche Tendenzen finden sich stark in der Iskcon und noch viel verstärkter in der Ritvik-Bewegung. Das bedeutet, dass man die vorangegangenen Heiligen in ihrer Bedeutsamkeit reduziert und auch alle Offenheit für Weiterführung und Verfeinerung, was man vom Lehrer erhalten hatte, wird zerdrückt.
Srila Prabhupada ehrte selber seine vorangegangenen Gurus mit grösster Achtung und wollte nicht über sie gestellt werden. Er handelte ja nicht unabhängig, sondern als Werkzeug von ihnen. Er machte nichts Neues, sondern vermittelte nur die Essenz, welche von seinen Vorfahren gelehrt wurden. Wie alle anderen Lehrer, verpackte er den gleichen Inhalt in eine neue und angepasste Form, damit sie von der sich verändernden Welt verstanden und aufgenommen werden kann. Der ursprüngliche Inhalt stammt von Sri Krishna und der Urguru ist Srila Vyasadeva. Ihm gebürt eigentlich aller Respekt.
Deshalb ist das Festhalten an einer einzigen Bezugsquelle meist nicht heilige Treue, sondern Stagnation und einen Rückbezug. Prabhupada-Schüler schreiben unzählige Bücher über Prabhupadas Leben und alle Einzelheiten seines Daseins. Doch wird wenig Aufmerksamkeit auf den neuen Kanal gelenkt, wo weitere Führung fliessen möchte.