Offener Brief an denkende Menschen
Die Sonne brennt heiß vom Himmel an diesem Sonntag-Nachmittag, so als ob sie die Erde unter sich in mütterlicher Wärme begraben möchte. Die
Luft ringsum duftet nach Frühsommer und die Vögel zwitschern in den blühenden Bäumen. Hunde tollen über die blumenbewachsenen Wiesen, gefangen in kindlichem Gemüt. Lebenslust pur erfasst auch die
Menschen, überall trifft man auf SpaziergängerInnen, welche sich an dem herrlichen Tag erfreuen.
Deren Wege führen nur all zu oft vorbei an alten, idyllischen Bauernhäusern. Nun, da die Temperaturen angenehm sind, stehen die Stallungen zudem meist weit offen, vielleicht um den Tieren darin
wenigstens ein paar wärmende Strahlen und einen Hauch von der Vorstellung des Lebens außerhalb der so düsteren Hallen zu gönnen, vielleicht aber auch bloß um den anhaftenden Geruch von Stallmist
aus langen Wintermonaten zumindest ein bisschen aus den Gemäuern zu vertreiben. Viele der Menschen bleiben dort dann auch stehen, verharren einige Momente, vor allem die Kinder zieht es wie
magisch zu den Tierbrüdern und -schwestern. Lang und breit wird von besonders verständnisvollen Eltern erklärt, warum diese hier drinnen sind. Man hört von gutem Leben, welches sie führen,
gebettet auf Stroh, zusammen mit ihren Babys, von der so wertvollen Milch, die wir zu trinken bekommen, hört davon, wie liebevoll die Bauernschaft mit ihnen umgeht. Dass gar kein Stroh zu ihren
Füßen liegt, ist dabei meist Nebensache; ebenso der Fakt, dass ihnen die Kinder entrissen worden sind, meist noch am Tag der Geburt, weil WIR die für sie bestimmte Milch trinken möchten. Dass sie
lebenslang in diesem Gefängnis verharren, meist an Ketten gefesselt, Jahr ein - Jahr aus, wird genau so gerne vergessen zu erwähnen, dass sie niemals Gras unter ihren Füßen spüren werden klingt
daneben fast schon wie eine Banalität. Dass ihr einziger Tag außerhalb dieser Hallen jener sein wird, wo sie gewaltsam auf Lastwagen gezerrt werden, zusammengepfercht und angsterfüllt, zur letzen
Fahrt in den Schlachthof, wo bereits brutale, gnadenlose Hände mit Bolzenschussgeräten und scharfen Messern auf sie warten, wird ebenso weggeschwiegen. Wir wollen keine Kinderseelen belasten,
nicht mit einem Wahnsinn, welchen wir über die Jahrhunderte hinweg, einfach nur der Genuss-Sucht unserer Zunge frönend, selbst in die Wege geleitet haben.
Alle Kinder lieben die Tiere… wir sagen ihnen nicht, dass unsere Lust nach Fleisch der direkte Auftragsgeber für den Tod dieser Tiere ist, die wir gerade vor uns stehen sehen. All die friedlichen Spaziergänger um uns herum veranlassen das Töten dieser lieblichen Tiere, an denen sich die Kinder erfreuen.
Der Grund, warum wir die menschliche Psyche derart in Abgründe geführt haben, ist ein ebenso
einfacher wie trivialer: für ein Mittagessen, für eine Wurstsemmel, für ein Frühstücksei, für ein Glas Milch…
Nur die allerwenigsten aus der vorbei treibenden Masse verharren länger vor den Stallungen, sehen die Ketten, sehen die gebrochenen Augen eines unerfüllten Lebens. „Was kann ich schon dagegen
machen“, denkt so manch fragendes Gemüt, „so ist der Lauf der Dinge, so ist es immer schon gewesen und es wird immer so sein.“
Aber dem ist nicht zwangsläufig so: WIR sind die Lenker dieser Dinge, wir sind die Bestimmer, die Vollführer - es ist unsere Hand, die des Metzgers Messer führt, es ist unser Appetit nach totem
Fleisch, der diese Tötungsindustrie erhält!
Sie fragen sich, wie Sie, als einzelne Person, etwas daran ändern können?
Verzichten Sie auf tierische Produkte, essen sie kein Fleisch, ersetzen Sie Kuh- durch Sojamilch, streichen Sie das Frühstücksei aus ihrem Speiseplan! Unsere heimatliche Erde birgt eine riesige
Fülle von köstlichen Nahrungsmitteln, völlig ohne Tierleid, in sich.
Auch wir mischten uns am Wochenende unter die SpaziergängerInnen; es sieht so friedlich aus, mitten unter Tiermördern zu gehen…