Offener Brief an denkende


Menschen

 

Es ist nun 2 Uhr 27 Morgens. Ich bin wach und kann nicht schlafen, weil meine Ur-Ur-Ur-Ur- Enkel mir eindringlich Fragen stellen….

 

„Was hast du gemacht, als die Erde ausgebeutet wurde?

Jeder trauert, wenn ein ihm naher Verwandter stirbt – was hast du unternommen, als tagtäglich so viele Lebensformen irreversibel ausstarben? War es dir wichtig, dich gegen die Ungerechtigkeit einzusetzen oder war dir die Bequemlichkeit deiner kleinen Freuden lieber?

Hast du dich eingesetzt, das Leiden der Tiere zu mindern. Was hast du getan, als du es gewusst hattest? War es dir einfach egal?“

Im Hang zum Wohlleben und leichtem Gewinn ist der Mensch gerne bereit, eine ungerechte Sache zu stützen.

Martin Luther King schreibt aus einem Gefängnis 1963 in einem Brief:

„Unsere Generation wird eines Tages nicht nur die ätzenden Worte und schlimmen Taten der schlechten Menschen zu bereuen haben, sondern auch das furchtbare Schweigen der guten.“

 

Menschen und Tiere sind Entitäten, die im Unterschied etwa zu Steinen oder Autos ihr Dasein bewusst erleben, es als angenehm oder unangenehm empfinden. Darüber hinaus gibt es auch noch Wesen, die nicht nur Bewusstsein haben, sondern auch Selbstbewusstsein, das heisst, sie haben Erinnerungen an ihre Vergangenheit und Wünsche für ihre Zukunft und erfahren sich als konstantes „Ich“ in all ihren Lebensgeschichten. Wir nennen sie Personen. Nicht alle Menschen entsprechen dieser Definition von „Personen“. Neugeborene und manche geistig Behinderte wären z. B. keine Personen -, viele Tiere sind aber sehr wohl Personen - tendenziell alle Säugetiere.
Die Unterschiede zwischen den Menschen untereinander sind zum Teil sehr gross, z. B. zwischen einem Nobelpreisträger und einem Dementen. Ebenso riesig sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Tieren, etwa zwischen einem Schimpansen und einem Regenwurm. Andererseits sind die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren, etwa zwischen Kindern und Schimpansen, oft viel KLEINER als die Unterschiede zwischen Menschen oder die Unterschiede zwischen Tieren. Dies demonstriert dramatisch, dass die Einteilung der Lebewesen in Menschen und Tiere willkürlich, unangemessen und irreführend ist.

Fundamentale ethische Prinzipien und Rechte, die wir auch Kindern und Dementen zugestehen, ignorieren wir einfach, sobald es um Tiere geht, z. B.: „Wir wollen ihnen keinen Schaden zufügen.“ Oder: „Wir wollen gleiche oder ähnliche Interessen moralisch gleich ernst nehmen.“ Oder: „Wir wollen andere so behandeln, wie wir selber behandelt werden möchten.“ All diese eigentlich selbstverständlichen Prinzipien, missachten wir gegenüber Tieren.

Gewalt gegen Menschen - Gewalt gegen Tiere…

Es gibt die strukturelle Ungerechtigkeit, die man nicht  hinter den Schutzschild "Das ist doch was ganz anderes!" zurückweisen kann.

 

 

Haderst Du zuweilen mit Deinem Schicksal? Möchtest Du manchmal in der Haut eines anderen stecken? Wünschst Du Dir hin und wieder, mit einem anderen Menschen zu tauschen? - In manchen Situationen gewiss. Aber möchtest Du auch mit einem Tier tauschen? Eine kurze Überlegung genügt wohl:

Möchtest Du das Huhn sein, das gerade vor dem johlenden Pöbel gegrillt wird? Möchtest Du das Kalb sein, das unmittelbar nach der Geburt von seiner Mutter weggerissen wird? Möchtest Du das Ferkel sein, das im Alter von ein paar Wochen aufgespiesst wird? Möchtest Du die Mutter oder der Vater dieser Kinder sein? Möchtest Du der Hase sein, der gerade im Schlachthof voller Panik sein Abschlachten erwartet? Möchtest Du der Fisch sein, der soeben aus dem Wasser gezogen wurde und nun jämmerlich und hilflos erstickt? Möchtest Du das Tier sein, dessen Rest sich gerade auf Deiner Gabel befindet?

Wer nicht als Tier auf die Welt gekommen ist, hat grosses Glück gehabt. Und wer Glück hatte, sollte nicht undankbar sein. Glück verpflichtet. Es verpflichtet, denen zu helfen, die kein Glück hatten.

Während zwei Drittel der Deutschen einer Umfrage zufolge Haustiere für ehrlichere und zuverlässigere Freunde als Menschen halten, haben sie zugleich keine Probleme damit, sogenannte Nutztiere ermordet, zerhackt oder geschnetzelt zu verzehren. Das Dilemma,
Tiere zu »lieben« und Tiere zu »opfern«, wird als solches gar nicht empfunden.

Tierliebe versus Tieropfer. Die Fleischindustrie trägt diesem anthropologischen Dilemma Rechnung, indem sie Massenhaltungsanlagen und Schlachthöfe »unsichtbar« macht, sie in Randgebieten und außerhalb von Bevölkerungszentren betreibt. Diese Verdrängungsstrategie ist existenziell für die Sicherung des Profits. Denn die »Verbraucher« sollen tunlichst nicht bei jedem Bissen daran erinnert werden, dass das Fleisch, dessen Verzehr »natürlich« sein soll, von einem Ort kommt, der keinen »natürlichen« Tod kennt.

Unter Psychologen wird immer wieder die Tatsache analysiert, dass brutale Computerspiele Kinder verrohen lassen. Obwohl in einem solchen Spiel alles fiktiv ist wohingegen das Millionenfache Töten von Nutztieren völlig real – wird das Töten und die Gewohnheit, zerfetzte Leiber auf seinem Teller zu verspeisen nicht in die Gewaltprävention miteinbezogen.



Heute läuft praktisch täglich irgendwo im Fernsehen ein Bericht über Aufzucht und  Schlachtung von Tieren samt anschließender Verarbeitung zu Fleisch. Der Fleischlobby ist also gelungen, was sie vor ein paar Jahren wohl noch selber für unmöglich gehalten hätte: der vollständige Wandel vom Verstecken der Fakten zum Präsentieren der Fakten. Damit

läuft die einst stärkste Waffe, die Aufklärung über die Wahrheit, heute ins Leere: Die Menschen kennen die Wahrheit – und sie ist ihnen egal.

 

 

Wenn es irgendwelche unbezweifelbaren ethischen Grundsätze gibt, dann gehört dieser mit Sicherheit dazu: Man darf die Schwäche und Wehrlosigkeit anderer nicht ausnutzen.

Wer Fleisch isst, nimmt Teil an einem tagtäglichen grauenhaften, ungerechten und überflüssigen Krieg gegen Unschuldige und Wehrlose.

 

 

„Denn sie fühlten nicht, was sie taten“….

 

 

Wer glaubt, die Welt verbessern zu können, ist ein Narr. Wer es nicht versucht, ein Verbrecher.