Der heilige Name Gottes

Die Liebe des Geweihten Krishnas zu den Gottesnamen wird erst verständlich, wenn man weiss, was die theistische indische Mystik unter dem Namen Gottes eigentlich versteht. Alle Worte der menschlichen Sprache gehören der Welt der Maya, des Unwirklichen, an; aber der Gottesname, der aus der Verwirklichung einer grossen Seele meditiert wird, steht jenseits der Erfahrungen der Welt. Dann wird dieser Name zu einem Gefäss einer Begegnung mit dem ganz und gar transzendenten Gott, der nur darauf wartet, bis sich die Seele wieder demütig ergibt, sich ausliefert, sich Ihm zur Verfügung stellt.

Gemäss den Vedas, den Heiligen Schriften Indiens, sind die akustisch vernehmbaren Laute des Gottesnamens nur die äussere schattenhafte Hülle des Namens.

Der lautere Gottesname ist von ganz gottlichem Wesen. Er stammt nicht aus dem Weltall der Materie. Wenn der Mensch in seiner lauteren, von der Maya unverhüllten Gestalt gründet (Atma-bhava - in die Verwirklichung, eine ewige Seele zu sein), dann wird er fähig, den eigentlichen Gottesnamen zu singen.
Solange der Mensch von der Maya gebunden ist, kann der den wahren Namen Gottes nicht aussprechen. Er spricht nur den namabhasa (den Schatten des Namens aus, welcher aufgrund der unendlichen Kraft des Heiligen Namens auch bereits vastu-sakti, Substanz hat, um den Spiritualisten weiter zu führen.)

Aber sobald durch die Gnadenkraft Gottes (kripa-sakti) der innere, ewige Teil in uns erwacht, vollzieht sich der "Aufgang des Namens", das heisst, der wahre Name Gottes geht wie eine Sonne in der Seele auf.

Der Gottesname steigt gleichsam herab wie ein Avatar und er tanzt auf der von Bhakti geläuterten Zunge. Dieser Name ist nicht mehr akustische Lautgestalt. Aber für den Unerwachten wird er in Gestalt von akustisch vernehmbaren Lauten offenbar.

"Der Krishnaname ist nicht erfassbar
durch irdische Sinne.
Doch wenn ein Mensch in der Sehnsucht
nach liebendem Dienen
das Antlitz seiner Seele Gott zuwendet,
dann offenbart sich der göttliche Name von selbst
auf der Zunge des Singenden." (Padma Purana)

Der Name als solcher kann von der irdischen Zunge genauso wenig ausgesprochen werden, wie Gottes ewige Gestalt von irdischen Augen gesehen werden kann. Nur Gottes eigene Kraft (eben die Bhakti), die in einer Gott vollständig ergebenen Seele wirkt, vermag den Namen wirklich zu manifestieren - und dann wird die Identität von Namen und Gott erlebt: Gott hat nicht Name, Er IST Name. In Gottes Reich sind Sein geistiges Bild, Sein Name und Sein Wesen eins.

nama cintamani krishnas
“Der Heilge Name ist ewige Glückssubstanz, er offenbart die Beziehung zu Gott. Der Name ist göttliche Fülle, vollständig (man benötigt nichts mehr ausserhalb seines Seins), ewig rein und ewig befreit (nie in Berührung mit der Welt des Vergessens - er wird nicht gesteuert durch die Gesetzmässigkeiten dieser Welt), da der Gottesname von Gott nicht verschieden ist." (ccM 17.133)


Der Name Gottes hat ungeahnte Kraft, dem zur wirklichen Liebe erwachten Bhakta - Gott selbst zu schenken.

"Der Heilige Name ist die Knospe der Liebe zu Krishna. Er ist ein Reservoir von nicht zu erahnender Ekstase und entfaltet enorme Kräfte. Wenn die Knospe des Heiligen Namens ein wenig zu erblühen beginnt, offenbart der Heilige Name seine Eigenschaften und seine Schönheit, und er stiehlt das Herz und bringt es in die Hände Krishnas. Wenn der Heilige Name voll erblüht, nimmt er mich nach Vrindavan und zeigt mir Krishnas ewige Spiele. Der Heilige Name bietet mir zu diesem Zeitpunkt meinen ewigen spirituellen Körper an, stellt mich neben Krishna und vernichtet diesen materiellen Körper. Dieser Name ist die Quelle meiner ganzen Freude." Bhaktivinoda Thakur.