Meditation

Das Verlangen, Arbeit und Gebet, Aktion und Kontemplation in Einheit zu bringen, kann nur gelingen, wenn man lernt, das Tun aus einer personalen Mitte heraus hervorgehen zu lassen. 

 

Meditation will lehren, dass man die Arbeit bei aller Sachbezogenheit und Einsatz in der Hingabe an ein Du Gottes vollziehen kann.

 

Meditation schenkt Verwurzelung, Beständigkeit, gibt Raum. Im meditativen Prozess lassen wir den uns begegnenden Menschen er selbst sein, wir hören auf ihn und werden fähig, ihn als Du zu erkennen. Man steigt aus einem bloss rationalen Lebensvollzug – aus der Verkopfung – hinab in die Tiefe des Wesens und wird dadurch offen und reifer.  Darin wird man sich einer Transzendenz inne, die einen aus bloss Zeitlich-Vergänglichem herausnimmt in einen Bereich der heiligen Vertrautheit. 

 

Meditation bedeutet, dass der Mensch bei allem Tun und Leisten von einer Grundhaltung, einer Tiefendimension ausgeht, die seine Lebensbezüge sinnvoll macht. Leider vernachlässigen wir häufig diese Tiefenschicht, decken sie zu, verdrängen sie und dadurch gerät man in die Gefahr, Sklave einer nur vordergründigen Realität zu werden.

 

Meditation muss man in erster Linie tun. Erst dann beginnt man, von sich selbst frei zu werden, wenn man mit der Einübung beginnt. Hier denkt man gerade wieder an erneute Überforderung. Dazu kommt noch die Angst vor der Stille, die Langeweile bei der Übung. Das innere Verweilen bei Krishna, der uns mehr liebt als irgendein Mensch uns lieben kann, ist aber nicht Beanspruchung, sondern Freude. Man kann der Liebe Gottes nicht inne werden, wenn man nicht fähig ist, zeitweise zu schweigen, innerlich still zu werden, um Krishna zu danken, dass er da ist, und dass man bei ihm sein darf.

 

 

Meditation bedarf einer Zeit der Einübung (Einstimmung), Stille und der Hinwendung zum Du Gottes.

 

Zeit der Einübung

 

Es gehört zu unserem Menschsein, dass wir gewissen Übungen bedürfen, um in die Tiefe unseres Bewusstseins vorzudringen. Sonst bleibt man nur an der Oberfläche, gehetzt, gereizt, vielleicht ein guter Arbeiter, aber wenig aufmerksam für das Wesentliche. 

Dafür ist die geregelte Zeit wichtig, eben eine Einstimmung, da nun etwas sehr Wertvolles kommt und man dafür auch die Bereitschaft für das Empfangen aufweisen muss.

Meditatives Leben bedeutet auch eine Unabhängigkeit von Gefühlen oder Nichtfühlen. Man schenkt Krishna einfach Zeit, der einem Ewigkeit schenken möchte.

„lieber Krishna, ich möchte nun einfach bei dir sein, auch wenn ich nichts Grossartiges und Gescheites zu sagen weiss. Einfach bei dir zu sein genügt.

 

Stille

 

Warum hat man nicht den Mut, ganz bei sich selbst und bei Gott zu sein? Warum hat man Angst vor diesem Schweigen, dass man konstant Bemühungen bedarf, es zu umgehen? Warum sagt man ständig, man hätte keine Zeit, während man auf der anderen Seite so viel Zeit verschwätzt oder sonst müssig verbringt...Es gehört zur menschlichen Entfaltung, dass man für wichtige Dinge Zeiten dafür bestimmt. Selbst für rein körperliche Tätigkeiten wie das Schlafen und das Essen hat man fast immer Zeit. 

Die Fähigkeit, innerlich zu schweigen, die vielen Gedanken und Bilder beiseite zu lassen und nicht von ihnen bestimmt zu sein, gibt einen die richtige Distanz zu Dingen und Menschen. Man lernt, dass man über niemanden und nichts verfügen kann, dass jedes Ding, jeder Mensch sein Eigensein, sein Daseinsrecht hat, der man mit Ehrfurcht begegnen soll. Beten ist nicht so sehr das Vorsagen eines vorgelegten Textes, es ist vielmehr den Mut, mit Krishna ganz persönlich ins Gespräch zu treten. 

Aber selbst Worte des Gebetes können eine Barriere bilden, wenn man nicht wenigstens zeitweise den Mut findet zu radikaler Stille, zu edlem Schweigen. Sonst geschieht es schnell, dass man sich hinter den heiligsten Worten versteckt oder man hat Angst vor der Begegnung – ohne es sich zuzugestehen. Je stiller  und schweigsamer man vor Krishna ist, desto ehrlicher und friedvoller wird man. Da fühlt man das Glück, existieren zu dürfen.

Meditation ist dieses leere schweigende Zuwarten bei Krishna, sich ihm einfach zur Verfügung stellen, damit er auf dem Acker unseres Daseins wirken kann.

 

 

Hinwendung zum Du Gottes

Meditieren, das innere Entleeren von Eigenbildern und Vorstellungen mündet nicht in einer Leere oder einem unbestimmten Nichts, in einer Entindividualisierung (wie zum Beispiel einer Verschmelzung), sondern geht immer auf eine Begegnung mit Krishna hin.

Man spürt, dass man geliebt und willkommen ist und dass die irdischen Liebeserfahrungen hinweisen auf die alles sammelnde und alles übersteigende Erfahrung der göttlichen Liebe. Da aber Krishna immer unendliches Geheimnis ist, da er unser Menschsein begründet und zugleich auch ganz übersteigt, ist unser Du-Sagen zu Ihm nicht einfach gleichzusetzen mit dem Hinzugehen auf Mitmenschen. 

 

Daher ist es in der Meditation wichtig, dass man nicht nur etwas sucht, was man innerlich betrachten könnte. Damit würde man das Angeschaute nur der Begrenzung unserer Sichtweise unterziehen. Man möchte Krishna, Gott, dem Ganz-Anderen, freie Hand lassen, indem man in tiefer Stille in vertrauendem Schweigen einfach in seiner eigenen Verfügbarkeit ruht. 

 

Meditation, das Verweilen bei Krishna, bedeutet nicht in erster Linie, ihm etwas vorzureden und schöne Redewendungen zu gebrauchen, sondern das Verlangen erwecken, bei Ihm zu sein.