Essen Sie Ihre Freunde?

 

Helmut F. Kaplan

(Dieser Artikel hat Herr Kaplan auf unsere Bitte hin für die Aktion zum Welttierschutztag 2006 in Zürich geschrieben. Er wurde in der Broschüre abgedruckt).

 

„Tiere sind meine Freunde ... und meine Freunde esse ich nicht,“ sagte George Bernard Shaw. Das klingt nicht nur logisch, sondern ist es auch – und heißt nichts anderes als: Tierfreunde müssen Vegetarier werden!

 

Dagegen wird oft eingewendet: Es mag ja prinzipiell richtig sein, kein Fleisch zu essen. Aber wenn ich jetzt als einzelner Vegetarier werde, so ändert das doch gar nichts, das fällt ja überhaupt nicht ins Gewicht. Wer das sagt, sollte bedenken:

 

Täglich werden auf der Welt auch Tausende von Menschen umgebracht. Es fiele also auch nicht ins Gewicht, wenn ich auch noch einen umbringen würde. Dennoch denken und handeln wir nicht so!

 

Die Fleischindustrie ist nicht der einzige Bereich, in dem Dinge, die wir verurteilen, passieren, ohne daß wir sie momentan direkt beeinflussen können: Beim Wettrüsten etwa war es nicht anders. Was haben diejenigen, die dagegen waren, gemacht? Sie haben dagegen demonstriert. Vegetarier zu werden, ist auch eine Art Demonstration: 

 

Man demonstriert damit, es falsch zu finden, leidensfähige Wesen für so banale Zwecke wie unsere Geschmacksvorlieben zu quälen und zu töten. Dabei ist der Vegetarismus hier nicht irgendeine Demonstration, sondern die wichtigste und vordringlichste: Kein Mensch kann einen anderen von der Richtigkeit einer Sache überzeugen, die er selbst nicht praktiziert!

 

Keine der großen Bewegungen gegen Unrecht und Unterdrückung, etwa gegen Sklaverei, Rassismus oder Sexismus, wäre je entstanden, geschweige denn erfolgreich gewesen, hätten sich deren Vertreter erst engagiert, als sie sich des Erfolges schon sicher waren!

 

Bei allen großen Verbrechen der Menschheitsgeschichte haben sich die Beteiligten nachträglich so gerechtgertigt: Was hätte ich als einzelner tun sollen? Auf mich ist es doch gar nicht angekommen! 

 

Es kommt aber sehr wohl auf jeden einzelnen an: Wer nicht Teil der Lösung wird, bleibt Teil des Problems! Wie sehr dies gerade für das Fleischessen gilt, wird deutlich, wenn man sich veranschaulicht, welchen Unterschied es macht, ob man sein Leben als Fleischesser oder als Vegetarier verbringt: 

 

Fleischesser sind konkret für den Tod von 6 Schafen, 8 Kühen, 25 Kaninchen, 33 Schweinen, 390 Fischen, 720 Hühnern und vielen anderen Tieren verantwortlich. So viele Tiere ißt der Mensch nämlich durchschnittlich im Laufe seines Lebens. Aber jeder kann jederzeit aufhören, sich an diesem Gemetzel gegenüber Tieren zu beteiligen. Jeder kann sofort seine Teilnahme an diesem Krieg gegen Unschuldige und Wehrlose beenden.

 

Ó Helmut F. Kaplan

http://www.tierrechte-kaplan.org/