Wie dumm muss ein Mensch sein, dass ich ihn essen darf?
Eine speziezistische Betrachtung
Tiere sind empfindungsfähige Wesen, haben ureigene Wahrnehmungen, Bedürfnisse, Gefühle und Interessen, viele von ihnen besitzen ein ausgeprägtes Sozialverhalten, einigen schreibt man einen hohen Grad an Intelligenz zu, anderen räumt man sogar Selbstbewusstsein ein.
Zwar bewundern wir das Einfühlungsvermögen von Hunden, uns fasziniert das Seelenleben der Katzen, wir staunen über das Sozialverhalten von Delphinen und Hühnern, die Intelligenz von Schweinen, oder die Fähigkeit von Primaten, sich selbst im Spiegel zu erkennen.
Und dennoch töten wir sie, metzeln sie für unser Eigeninteresse...
Was gibt und die Erlaubnis, dass wir uns das Recht einräumen, nicht nur unterdrücken und ausbeuten zu dürfen, sondern selbst zu morden und dann die verwesenden Körperteile noch Nahrung zu nennen?
Wie intelligent muss ein Papagei sein, bevor wir ihm ein moralisches Recht einräumen, von uns nicht gequält zu werden?
Nicht alle Menschen können sich sprachlich artikulieren, nicht alle führen ein selbstbestimmtes Leben und sind mit Autonomie, Selbstbewusstsein und Rationalität ausgestattet. Bei Säuglingen, Schwerbehinderten oder dementen Menschen sind diese Eigenschaften offensichtlich nicht vorhanden. Dürfen wir nun so behandeln, wie wir mit Tieren umgehen? Dürfen wir sie mästen und einsperren, aufessen und an ihnen experimentieren?
Natürlich nicht. Es bedeutet aber, dass wir unser Handeln nach willkürlichen Ausleseprinzipien geführt haben und nun nach einem Merkmal suchen müssen, dass diese nichtmenschlichen Wesen ebenfalls besitzen.
Auch Säuglinge, Schwerbehinderte oder Demente sind Gottes Ebenbilder.
Alle sind empfindungsfähig.
Das allein ist ausschlagsgebend, ihnen Schutz fundamentaler Interessen im Leben zu gewähren, ihnen das Recht auf Leidensfreiheit und Unversehrtheit zuzugestehen. Wir dürfen sie nicht töten – wir taten es mit der Begründung, ihre Körper essen zu wollen. Wir behandelten sie als Ressourcen, die man nach Belieben für einen verfügbar betrachtet hatte.
Vielleicht liegt genau darin das eigentlich Beschämende: Descartes Zeitgenossen möchten es tatsächlich nicht besser gewusst haben, als sie in Tieren blosse Automaten sahen, aber wir wollen es nicht wissen.
Auch wenn manche Wesen intelligenter, sprachbegabter oder mit mehr Selbstbewusstsein ausgestattet sein sollten als andere, so gilt doch eines mit Sicherheit: Sie alle sind empfindungsfähig und wollen nicht leiden.