Religion

 

Religiosität ist oft vergangenheitsbezogen. Man wühlt in den Gerümpelkammern der Traditionen.

Wo sie aber nicht wächst und sich entwickelt, zerfällt sie. Wie mit allem Leben. Stillstand ist Rückschritt und Tod.

Es ist verkehrt und methodisch falsch, die theologische Aufgabe auf die blosse Nachahmung dessen zu beschränken, was unsere Vorfahren gemacht und getan haben.

 

Religion ist in diesem Sinne immer ein gewagtes Unternehmen, ein Risiko, sich zur terra incognita zu begeben. Würde dies aber unterlassen, reduzierte sich spiritueller Wachstum auf eine Entwicklungsgeschichte des Dogmas, eine Erläuterung von etwas im Grunde bereits Gegebenen.

Gäbe es ein derart statisches religiöses Bewusstsein, bestünde unsere Aufgabe einzig darin zu entfalten, was bereits da und ein für alle Mal gegeben ist.

Die physikalische Theorie eines sich ausbreitenden Universums gibt ein gutes Gleichnis ab für das, was sich auch auf ontologischer Ebene ständig vollzieht.

 

Religiöses Wachsen ist nicht nur Evolution, Reform oder Verbesserung, es ist echte Mutation, einen qualitativen Sprung in etwas ganz Neues.

Die letzte religiöse Wahrheit fällt nicht in den Bereich lehrmässiger Festlegungen oder gar individueller Befangenheiten. Deshalb kann es nur durch aufrichtiges Weiterwachsen – unter seiner Führung – erahnt werden.