Blaise Pascals Wette

Die Menschen sind nicht bereit, sich von Erzählungen über Götter und Riesen trösten zu lassen und sind nicht bereit, das Unbekannte unbekannt bleiben zu lassen. So bauen sie Teleskope, Satelliten und Beschleuniger, verbingen endlose Stunden am Schreibtisch, um die Bedeutung der von ihnen gewonnenen Daten zu entschlüsseln. Das Bestreben, das Universum zu verstehen, hebt das menschliche Leben aus der Farce heraus und verleiht ihm einen Hauch von tragischer Würde. 

 

Je begreiflicher das Universum wird anhand naturwissenschaftlicher Forschung, um so sinnloser erscheint es auch. 

Will man nun Forschung und Technologie einsetzen, um über die Sinnlosigkeit des Universums und die Tragik des Menschenlebens hinwegzuhelfen?

 

Blaise Pascal wettet: „Dieu es, ou il n’est pas“ Gott ist – oder er ist nicht. 

Beide Möglichkeiten sind allerdings ungewiss und die Vernunft kann hier nicht bestimmen. 

Auf was möchte man setzen?

Man muss wählen. Viele Menschen in der heutigen Zeit setzen sich gar nicht mehr dieser Frage aus und leben einfach vor sich hin im Bemühen, möglichst viel Spass auf dieser Erde zu erleben, gleichgültig, ob nun Gott existiert oder nicht. Das ist auch eine Entscheidung. „If faut parier“ Man muss wetten; „cela n’est pas volontaire“ darin ist man nicht frei; „vous etes embarqué“ Sie sind mit im Boot. Und wie stehen die Chancen?

 

Aus der Natur der Alternative (ewiges glückseliges Leben oder das Nichts) und aus der Grösse des Einsatzes (das gesamte Leben, ein endlicher Einsatz für das Unendliche) überlegt man dies genau. Da stehen die Chancen von Unglauben und Glauben wie Null zu Unendlich. Man verliert in jedem Fall nichts, wenn man an Gott glaubt, kann aber alles gewinnen. 

 Bei der Frage um Gott geht es um alles oder nichts. Wenn man so lebt, als gäbe es Gott – und in Wirklichkeit gibt es Gott gar nicht, dan hat man vielleicht einen gewissen Verlust an Lebensfreude zu beklagen. Wenn man aber leichtsinnigerweise so lebt, als gäbe es Gott nicht, und er in Wirklichkeit dann rennt man an der Wirklichkeit vorbei. Pascal deklariert in seiner Wette, dasss er, selbst wenn er keine anderen Informationen über die Existenz Gottes hätte, aus Vernunftsgründen mit dem ganzen Einsatz seines Lebens auf Gott setzen würde. Im Fall, dass er wirklich existiert, ist der Gewinn unendlich. Im Fall seiner Nichtexistenz der Verlust gering. 

Ich persönlich setze aufgrund eines vernünftigen Glaubens auf Gott. Unendlich gegen Null und Nichts. Ich glaube nicht daran, wie vieles in der Tradition verstanden und vermittelt wird, wohl aber in die heilige Essenz darin.

Ich hoffe, wie viele andere Menschen in allen heiligen Traditionen, auf ein Sterben nicht in ein Nichts hinein, was mir schon immer einfach sinnlos vorgekommen ist. Wofür sich so bemühen? 

Das verbleibende Risiko dieser Wette auf unbedingtes Vertrauen hin bin ich mir selbstverständlich bewusst, aber ich bin der Überzeugung, dass selbst wenn ich im Tod die Wette verlöre, so hätte ich für mein Leben nichts verloren. Ich hätte in jedem Fall freier, sorgloser, sinnvoller gelebt, als wenn ich keine Hoffnung gehabt hätte. 

Sterben ist Abschied nach innen, ist Einkehr und Heimkehr in den Urgrund und Ursprung der Welt, in die wahre Heimat, ein Abschied, den ich auch im Falle von physischem Schmerz doch in Gefasstheit und Ergebenheit ohne Gejammer und Wehklage und auch ohne Bitterkeit und Verzweiflung in stiller Gewissheit und in grosser Dankbarkeit und auch freudiger Erwartung begehen möchte.