Religiöse Grundmotivationen


In der Bhagavad Gita werden verschiedene Grundmotivationen für die spirituelle Praxis zusammenfassend als Karma, Jnana und Bhakti beschrieben. 

 

Karma: Das Ziel ist innerweltlich – wie zum Beispiel Gesundheit und Friede auf dem Planeten, bis hin zu einem angenehmen Leben in dieser Welt oder in höheren Lichtwelten. Es geht um das Gelingen persönlicher Anliegen und Wünsche.

Man kann auch Gott dafür instrumentalisieren und ihn darum bitten.

 

Jnana: Das Ziel ist die Auflösung all dessen, was man innerhalb der Welt findet. Denn auch das Angenehmste geht vorbei und ist somit leidverursachend. Der Ansatz des Jnana ist die radikale Verneinung sämtlicher vorbeiziehender Phänomene, also auch der schönen. Man verneint auch Persönlichkeit, Form und sämtliche Dualität dieser Welt, somit auch die Liebe.

 

Bhakti: Das Ziel ist die liebende Gottesbeziehung, wobei die Liebe dann natürlicherweise auch dahin fliesst, was mit ihm in Verbindung steht – und das ist alles. Transzendieren der materiellen Welt und ihrer Umstände (mit Gott in Verbindung zu setzen) ist etwas anderes als das Negieren (die Grundmentalität des Jnana)

Man instrumentalisiert Gott aber nicht für persönliche Wunscherfüllung (karma) oder dem Bewahren vor Leid (jnana), sondern will lernen, die Absicht Gottes selber zu ergründen und sich für diese zur Verfügung zu stellen. Die Freude in Bhakti rührt nicht aus der persönlichen Wunscherfüllung her, sondern in der Harmonie mit Gott.

Die Liebe schafft eine Einheit zwischen Gott (und seiner gesamten Schöpfung) und dem Lebewesen, die Individualität beibehält.

 

 

Man mag die gleiche Religion praktizieren, die gleichen Rituale und Sadhana, was entscheidet ist letztlich die innerste Motivation. 

Diese Analyse durchzieht alle spirituellen Ansätze dieser Welt, 

 

 

 

Karma 

jnana

bhakti

Grundhaltung

Exploitation (Ausbeutung)

Renunciation (Loslösung)

Dedication (Selbstwidmung)

Bezug zur Welt

Weltbejahend

Welt ist ein Ort zum Geniessen

Weltverneinend

Welt ist ein Ort des Leides

Weltüberwindend

Welt ist eine Energie Gottes, die er denen zur Verfügung stellt, die gleichgültig bleiben möchten

Menschenbild

Identifikation mit dem grob und/oder feinstofflichen Körper

Disidentifikation mit dem Körper. Man versteht, nicht Stoff zu sein. Man ist Teil von Brahman.

Disidentifikation mit dem Körper. Seelenbewusstsein. 

Svarup

Bezug zu Gott

Instrumentalisiert Gott für eigene Bedürfnisse, meist antropomorphes Gottesbild. 

Immanenz

Lehnt antropomorphe Gottesvorstellung ab. Gott ist einfach latent gegenwärtig.

 

Immanenz

Monismus

Gott ist immanent gegenwärtig und gleichzeitig transzendent. 

 

 

 

 

Transzendenz

Prayojana

Wohlergehen

Friede

Liebe

Dialektisch gesehen

These 

Antithese

Synthese

Gefühle

Auf diese Welt bezogen, von Glück und Leid bewegt

Loslösung von den Gefühlen

Im Raum der Stille tauchen nun transzendentale Gefühle auf – in Beziehung zu Gott und seiner ewigen Wirklichkeit – ununterbrochene Glückseligkeit.

Sinne

Gebraucht die Sinne als Möglichkeit der Interaktion mit dieser Welt, zur Umsetzung persönlicher Begehren und Hoffnungen

Sinnesbeherrschung, Einstellung der Sinnestätigkeit, da sie einem an die Irrealität bindet.

Werden gebraucht in der wirklichen Absicht, weswegen sie einem gegeben wurden – im Dienste zu Gott. Kein Eigenwille, sondern „Dein Wille geschehe“

 

 

 

 

 

 

 

Grundmotivationen der spirituellen Praxis

 

 

 

Bhaya – Zuwendung zu Gott aus Angst (vor der Konsequenz der Unterlassung, oder vor 

  seiner Strafe, vor seiner Grösse und Macht)

 

 

 

 

Asha – Zuwendung zu Gott aus materieller Ambition heraus, weil man etwas will (Friede, 

            Gelingen von Vorhaben, Gesundheit, angenehmes Eingerichtet-sein im Zeitweiligen, 

            Sorgenfreiheit, einen ruhigen Geist….)

 

 

 

dharma – Zuwendung zu Gott aus einem Pflichtgefühl heraus (religiöser Alltag, 

                 Regelmässigkeit, weil es die ewige Aufgabe des ewigen Lebewesens ist – also 

                 vaidhi-bhakti)

 

 

raga – Zuwendung zu Gott aus Anziehung und Zuneigung heraus (in der Gemeinschaft seiner  

           Geweihten erfährt man etwas seiner Lieblichkeit und möchte einfach nur erwidern. 

           Raganuga-bhakti)